Nach zu kurzer Nacht stehe ich gut gelaunt im Bad und trockene mich nach dem Duschen ab.
Natürlich dudelt das Radio, und die ersten wohlbekannten Akkorde von „Verdammp lang her“ erklingen.
Das läuft nicht mehr oft im Radio.
„Nicht resigniert, nur reichlich desillusioniert…“ Wolfgang und ich singen zusammen, während ich mich fertigmache.
Ich werte das Lied als Zeichen. Meine letzte Tour im Porsche ist auch schon wieder viel zu lange her. Damit ist die Wahl des Autos für den heutigen Tag getroffen.
Der Alltag war wieder tüchtig nervig und das Leben ist einfach viel zu kurz, um nicht Porsche zu fahren.
Beschwingt trete ich meine Fahrt an.
Noch ahne ich nicht, dass es nicht das normale Glücksfahrgefühl sein wird, das mich erwartet.
Wenn ich meinen Kombi fahre, denke ich nicht über das Fahren nach. Ich nehme das gar nicht wahr. Meine Gedanken sind bei Terminen, oder anderen Themen, die mich beschäftigen.
Das war beim Porsche immer anders.
Bisher war jede Fahrt davon geprägt, sehr bewusst das Auto zu genießen. Ich fuhr und tat nichts anderes, außer mich vielleicht an der Musik zu erfreuen, die wärend der Fahrten lief.
Heute auf der Autobahn meldet mein Handy eine E-mail.
Ich mache den Fehler, sie während der Fahrt zu lesen.
Ja, ich weiß, eine ganz blöde Idee, aus vielerlei Gründen.
Mir verschlägt es den Atem und für die nächsten Stunden gibt es ausschließlich das Thema dieser Nachricht, die keine gute Nachricht war.
Keine Fahrfreude mehr, das Fahren geschieht nebenbei, wie im Kombi. Der Kopf ist mit anderen Themen voll, der Magen rebelliert.
Selbst abends, als ich wieder zurückfahre, ist kein Platz für Porschefreude. Das einzige Mal, dass ich überhaupt an ihn denke, ist in dem Moment, in dem ich meine Tränen zurückdränge, damit sie keine Flecken auf das Leder der Sitze machen.
Dieses Nebenbeifahren im Traumauto ist ein übles Zeichen.
Ein Fahrgefühl, wie ich es nicht noch einmal erleben möchte.
Nachdem ich den 11er in die Garage gesetzt habe, brauche ich die gesamte Weisheit, die ich in meinen 42 Lebensjahren ansammeln konnte, um mir klar zu machen, dass auch dieses Thema irgendwann ein Ende haben wird und der Fahrspaß zurückkehren wird.