Faraday-Porsche

In den letzten Tagen hat Murphys Gesetz sich bei mir breit gemacht.
Freitag der letzten Woche war der 13. und als wolle mich jemand davon überzeugen, dass es Unglückstage wirklich gibt, reihten sich die Unerfreulichkeiten nur so aneinander.

Als ich gestern zur Arbeit aufbrach, war das Leben noch immer doof.
Aber immerhin warm und trocken, daher kam der Porsche mit.
Und als ich über die morgendlich dunkle Autobahn fuhr, legte sich zum ersten Mal seit vier Tagen Ruhe über meine Seele.

Ich saß in meinem schwarzen Kokon,
eingepackt in den Sportsitz, umhüllt vom Klang der Anlage.
Drinnen Bose, draußen das Böse.
Als trenne die Flyline die Einflüsse der Mitmenschen vom Innenraum.

Der Sportwagen als sicherer Hafen, als Mutterschoß, in den Frau sich flüchtet.
Take that, Porsche-Marketingabteilung!

Aluhut-Nation

Volk der Dichter und Denker.
Waren wir das wirklich mal?
Vielleicht hat sich die Redewendung auch nur so lange gehalten, weil sie das Ego so schön streichelt.

Vermutlich gibt es auch gar keine überragend intelligente Nation.
Wahrscheinlich haben wir eine Schwachmaten-Normalverteilung über alle Länder hinweg.
Manchmal sind die Dummen allerdings besonders in Form.
Und sie haben ihre Spielplätze.

Die Straße und das Internet.
Dies mag verwundern, ergibt aber Sinn, da sowohl im Verkehr als auch im www oft das Korrektiv fehlt und die geistig Armen mal so richtig Vollgas fahren können.

Im menschlichen Gehirn sorgen die Neurotransmitter Epinephrin und Norepinephrin für die Anregung des Machtstrebens.
Wer intellektuelle Impotenz zu beklagen hat, kann Einfluss oft nicht im Job erleben und auch nicht durch andere Heldentaten.

Wenn dann die Epinephrine die Erbse unterm Aluhut fluten, legen die Dummen los.
Nehmen Schaden bei anderen in Kauf, um sich endlich mächtig fühlen zu können.
Rasen wie die Irren, parken wie meine Nachbarn, geifern in Facebook-Gruppen über Asylanten und „Gutmenschen“.

In der Demokratie dürfen leider auch die Doofen eine Meinung haben, und das völlig unabhängig von Ahnung bezgülich des Themas.
Besonders bitter sind diese Gruppenbetreiber.
Andreas Bippes hat mich in Sachen pff interessante Erfahrungen machen lassen, genau wie die Betreiberin einer Gruppe für Hundefreunde, die sich gestern brüstete, Ihr Mann würde seine Familie schützen (gegen die Gefahren aus dem Ausland), der habe schließlich gedient, und nicht nur Tabletts rumgetragen.

Leider kann der Gatte den Rest der Menschheit nicht vor der Dummheit seiner Frau schützen, denn gegen dumme Frauen hilft auch kein Wehrdienst.
Schade.

Morgen muss ich wieder auf die Autobahn.
Vorher muss ich mein Auto mühsam aus der zugeparkten Einfahrt quetschen.
Wenn man doch allen so leicht entkäme, wie den Aluhüten im Internet, aber leider leben sie unter uns und die meisten haben auch einen Führerschein.

Denk ich an Deutschland in der Nacht…

 

 

 

Jung und frei

Nach unendlich langer Zeit, die eigentlich nur aus Pflichterfüllung bestanden hat, sitze ich endlich wieder im  Porsche.
Ganz allein.
Ich bin dienstlich unterwegs.

Wenn der Hund dabei ist, kann ich Kurven nur sehr langsam durchfahren, weil er sonst samt Transportkorb umkippt.
Jetzt kann ich die wunderbare Straßenlage meines Carreras ausnutzen.
Schon beim Auffahren auf die Autobahn fühle mich mich jung und frei.

Das ist natürlich eine Illusion.
Ich bin mittleren Alters mit meinen fast 44 Jahren.
Und ich hab eine Menge Dinge, um die ich mich kümmern muss.
Aber bei all dem Funktionieren braucht es ein Gegengewicht.

Mein Nachbar, weit in den Siebzigern, lebt mit seiner dementen Frau auch ein Leben mit vielen Pflichten.
Und er sagte gestern über den Porsche, dass man seine Spielzeuge braucht.
Ich kann das nur bestätigen.

Nach Handwerker-Generve, Terminhetze und anderen Sorgen muss mein Geschäft nun wieder erfolgreich durch eine Hochsaison bugsiert werden.
Wenn mich dabei ein edles Stück Ingenieurskunst dabei über die Autobahnen bugsiert, ist das nur recht, wenn auch nicht billig…

Der Trostlorsche

Mein Dachschaden ist bis auf einige wenige Anfälle von Restschwindel Vergangenheit.
Ich kann wieder Auto fahren und habe für die Dienstreise den 997er genommen.
Privat läuft es mehr als unerfreulich und der Mist mit der Gehirnerschütterung hat mir das Wochenende verhagelt.

Und dann dreht man den Schlüssel seines Elfers.
Ein kitzeliges Glücksgefühl kommt völlig unerwartet über einen.
Eine ganz unvermittelte Freude über den geliebten Klang.
Wenn dann auf der Autobahn eine größere Lücke vor einem ist, und der Carrera so losstürmt…

Welch eine Wonne.

Mein Porschebruder fragt per whatsapp, ob ich denn den Porsche genommen hätte, für die Fahrt.
Und ich antworte, mich in der Eile während der Arbeit vertippend: „Klar, Trostlorsche muss sein.“

Und auch wenn in Zuffenhausen nicht wirklich Lorsches produziert werden,
inhaltlich stimmt das.
Ob ich ihn eines Tages nicht mehr als Trost brauchen werde?
Ob er mich dann noch genau so glücklich machen wird?
Oder ob alles ganz anders kommt, wie so oft im Leben?

Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn es heißt: Anne und der Trostlorsche! 🙂

 

 

 

König Rio rutscht ins neue Jahr

Den Elfer sicher in der Garage,
den Körper festlich in schwarz und funkelnd verhüllt, habe ich mich gestern auf den Weg nach Wuppertal zur Sylvesterparty gemacht.
Es war sehr nett und ich habe mich bestens amüsiert.

Irgendwann wunderte sich einer der Mitfeiernden über eine Textzeile in einem Lied, in dem von „König Rio“ die Rede war.
Rio Reiser und „König von Deutschland“ sind Selbstverständlichkeiten für meine Generation.
Die jungen Menschen am Tisch hatten davon noch nie etwas gehört.
Als ich meinen charmanten Tischherren nach seinem Geburtsjahr fragte, habe ich mich kurz alt gefühlt: 1990, das Jahr  in dem ich Abitur gemacht habe…

Heute bin ich bei strahlendem Sonnenschein erwacht und nachdem ich 10 Stunden nicht in Wuppertal war, wurde es auch schon wieder Zeit, zum Neujahrsessen mit den Jungs aufzubrechen.
Natürlich im Porsche.

Leider waren nicht alle auf der Straße so guter Laune.
Als ich versuchte, die Spur zu wechseln, um auf die Autobahn zu kommen, machten die Muffelköppe neben mir die Lücken dicht.
Wären doch alle Probleme im Leben so leicht zu lösen…

Im Porsche kann man mit einem lässigen Gasstoß an der schlechte-Laune-Kolonne vorbeiziehen und sich weiter vorne an der Spitze einfädeln .
Ich glaube dafür hat der liebe Gott die Pferdestärken erfunden.

Mögen wir alle in diesem, noch jungen Jahr keine schwereren Herausforderungen zu bewältigen haben, als solche.
In diesem Sinne: Frohes Neues!

Die rasende Oma von Köln

Endlich wieder zuhause auf der eigenen Couch!
Nach vier Stunden im Auto habe ich vorerst genug von Autobahnen, daher muss das Porschefahren warten bis morgen.
Am Wochenende mache ich sicher auch wieder eines meiner fürchterlichen Videos für Euch 🙂

Kurz vor Köln geschah es.
Ich war flott unterwegs und fuhr rechts, als ich aus dem Augenwinkel bemerkte, wie mich irgendetwas Kleines links überholte.
Mit einem Affenzahn.

Verblüfft sah ich rüber, und dann sah ich sie:
in einem auf ihre Haarfarbe perfekt abgestimmten silbernen Ford Focus saß eine winzige Oma.
Mit eindrucksvollem Tempo und rasantem Schwung schoss sie die Autobahn hinunter.

Cool.
So will ich auch sein, wenn ich alt bin!
Eine rasende Oma! 🙂

Mein wunderschöner Porsche macht mich zu einer bösen Frau

Der rheinische Winter zeigt sich von seiner besten Seite.
Es ist so mild, dass ich den Elfer ohne Winterschlappen fahren kann.
Heute lagen ein paar hundert Kilometer vor mir, keine Kurzstrecke, also ein porschetauglicher Tag!

Wenn ich in den Seitenspiegel sehe, kann ich die prachtvollen Rundungen seiner Hüften sehen und der Motor klang wieder sooo sexy, ich liebe es, diesen Wagen zu fahren!
Wenn nur dieses Porblem nicht immer wieder auftauchen würde.
Schon wieder bin ich road-rage-Opfer geworden.

Also nicht Opfer eines anderen, sondern Opfer meiner eigenen Rage.
Und dabei brauche ich meinen Führerschein!
Mein Leben würde ohne nicht funktionieren.
Aber wenn ich in den Porsche steige, passiert irgendetwas mit mir.

Mir geht einen Sicherung durch und ich vergesse völlig alle Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Ich will dann einfach nicht überholt werden.
Vermutlich wäre aus mir in jungen Jahren eine gute Rennfahrerin geworden.

Auf der Autobahn  haben solche Momente der Raserei allerdings nichts zu suchen.
Ich muss mich mehr in den Griff bekommen!
Es ist doch bestimmt gar nicht so schlimm, überholt zu werden.
Vielleicht ist das gar kein schwarzer Prinz, sondern schwarze, böse Magie auf Rädern.

Vielleicht habe ich aber auch zuviel Testosteron, ich werde mal den Dr. bitten, nach Zeichen von Bartwuchs bei mir zu suchen.
Aber immer wenn ich das tue, sagt er die einzigen Haare, die er sehen könne, wären die auf meinen Zähnen…

Vielen Dank für Ihr Verständnis

In den letzten Tagen war ich beruflich viel auf der Autobahn unterwegs.
Zuviel.
Und immer im Stau.
Ich wohne an einer der schlimmsten Stellen Deutschlands, was Verkehrsdichte und Staus angeht.

Rot-weiße Baken trennen über Kilometer eine Fahrspur von der Benutzung ab.
Niemand arbeitet dort, die Spur fehlt schmerzlich im Berufsverkehr.

Oder der lustige Erdrutsch unter der A1 bei Köln.
Ich hatte schon mehrfach die völlig dilettantisch wirkenden Holzstützwände fassungslos betrachtet.
Und genau dort passiert ein Erdrutsch, nachdem die Bahn nur noch einspurig zu befahren ist. Komisch…

Oder die Fleher Brücke über den Rhein bei Düsseldorf.
Jeden Morgen und oft auch abends Stau. Schlimmer Stau.
Und statt die Arbeiten zügig voran zu treiben, sieht man auf der ganzen Brücke drei Personen arbeiten:
eine streicht mit einem absurd kleinen Pinsel die ganze lange Brücke, einer sitzt, auf seinem Mobiltelefon herumdrückend, auf einer Baumaschine. Der dritte Kollege stützt sich auf eine Schaufel und blickt ins Leere.

Dafür stehen hunterte von Menschen früher auf.
Verbringen Lebenszeit im Stau und verjubeln volkswirtschaftliche Möglichkeiten.
Am Ende dieser sorgsam konservierten Nadelöhre dann jedes Mal das Schild mit:
„Vielen Dank für Ihr Verständnis“ bzw. „Wir danken für Ihr Verständnis“.

Das kommt mir vor, wie reiner Hohn.
Ich habe dem Dr. mal erzählt, dass solche Baustellen Gewaltphantasien in meiner gemarterten Seele aufkommen lassen.
Ich möchte diese gestreiften Baken aus dem Weg treten und mich in eine der Walzen schwingen und Schilder über den Haufen walzen.

Der Dr. hat mir abgeraten,
er meint, dass diese Barken sehr teuer seien.
Ich habe mich von der Idee noch nicht völlig verabschiedet.
Mir fehlt da leider völlig das Verständnis…

In Saus und Braus

Der Dr. und ich sind unterwegs.
Unser beider Diagnose zum Thema „Deinen oder meinen?“ lautete angesichts der Temperaturen „Boxsterwetter!“.
Also: Dach auf und los.

Wie so häufig verläuft die Fahrt relativ schweigsam.
Dieses Mal jedoch nicht aus erschöpfungsbedingter Wortkargheit, sondern weil jede gepflegte Unterhaltung in diesem  Boxster undenkbar ist.
Wir fahren Autobahn und Verständigung funktioniert nur schreiend.

Es saust und braust und wenn schnelle Autos an uns vorbei fahren, bekommt man Druck auf den Ohren.
Ich bin wirklich nicht empfindlich, aber nach einer Stunde auf der Bahn fühle ich mich als hätte ein Orkan mir an den Trommelfellen gerissen.

Der Dr. steigt unerschüttert aus, ich möchte mich vor Erschöpfung nach dem Höllenritt am liebsten auf den Parkplatz fallen lassen.
Ich flehe ihn an, langsamer zu fahren und in Gottes Namen das Windschott seiner rollenden Boxsterruine reparieren zu lassen.

Auf dem Rückweg sagt der Dr. ich solle mal gucken, was uns gleich überholt.
Angetan schauen wir beide auf einen Trierer 550er.
Galant grüßt der Fahrer zu uns zwei Wendehälsen herüber.

Zugleich fährt auch noch ein Cayenne mit uns im Tunnel. Später folgen ein hübscher alter und ein prachtvoller neuer Porsche.
Das war tatsächlich eine Tour, im doppelten Sinne in Saus und Braus.

Heute Abend wäre ich so gerne meinen 11er gefahren.
Leise , ähm, oder nennen wir es kultiviert, wahlweise Bose oder Motor, ganz ohne Sausen.
Leider hat der Gastgeber der Party auf die ich gehe, meine Frage nach Parkmöglichkeiten mit der aussagekräftigen und von erlernter Fremd-Porsche-Paranoia zeugenden Antwort:
„Nimm nicht den Porsche“ beantwortet.

Aber morgen, morgen ist er fällig!

 

Fahrgefühl

Nach zu kurzer Nacht stehe ich gut gelaunt im Bad und trockene mich nach dem Duschen ab.
Natürlich dudelt das Radio, und die ersten wohlbekannten Akkorde von „Verdammp lang her“ erklingen.

Das läuft nicht mehr oft im Radio.

„Nicht resigniert, nur reichlich desillusioniert…“ Wolfgang und ich singen zusammen, während ich mich fertigmache.

Ich werte das Lied als Zeichen. Meine letzte Tour im Porsche ist auch schon wieder viel zu lange her. Damit ist die Wahl des Autos für den heutigen Tag getroffen.

Der Alltag war wieder tüchtig nervig und das Leben ist einfach viel zu kurz, um nicht Porsche zu fahren.
Beschwingt trete ich meine Fahrt an.
Noch ahne ich nicht, dass es nicht das normale Glücksfahrgefühl sein wird, das mich erwartet.

Wenn ich meinen Kombi fahre, denke ich nicht über das Fahren nach. Ich nehme das gar nicht wahr. Meine Gedanken sind bei Terminen, oder anderen Themen, die mich beschäftigen.

Das war beim Porsche immer anders.
Bisher war jede Fahrt davon geprägt, sehr bewusst das Auto zu genießen. Ich fuhr und tat nichts anderes, außer mich vielleicht an der Musik zu erfreuen, die wärend der Fahrten lief.

Heute auf der Autobahn meldet mein Handy eine E-mail.
Ich mache den Fehler, sie während der Fahrt zu lesen.
Ja, ich weiß, eine ganz blöde Idee, aus vielerlei Gründen.

Mir verschlägt es den Atem und für die nächsten Stunden gibt es ausschließlich das Thema dieser Nachricht, die keine gute Nachricht war.

Keine Fahrfreude mehr, das Fahren geschieht nebenbei, wie im Kombi. Der Kopf ist mit anderen Themen voll, der Magen rebelliert.

Selbst abends, als ich wieder zurückfahre, ist kein Platz für Porschefreude. Das einzige Mal, dass ich überhaupt an ihn denke, ist in dem Moment, in dem ich meine Tränen zurückdränge, damit sie keine Flecken auf das Leder der Sitze machen.

Dieses Nebenbeifahren im Traumauto ist ein übles Zeichen.
Ein Fahrgefühl, wie ich es nicht noch einmal erleben möchte.

Nachdem ich den 11er in die Garage gesetzt habe, brauche ich die gesamte Weisheit, die ich in meinen 42 Lebensjahren ansammeln konnte, um mir klar zu machen, dass auch dieses Thema irgendwann ein Ende haben wird und der Fahrspaß zurückkehren wird.