Vielen Dank für Ihr Verständnis

In den letzten Tagen war ich beruflich viel auf der Autobahn unterwegs.
Zuviel.
Und immer im Stau.
Ich wohne an einer der schlimmsten Stellen Deutschlands, was Verkehrsdichte und Staus angeht.

Rot-weiße Baken trennen über Kilometer eine Fahrspur von der Benutzung ab.
Niemand arbeitet dort, die Spur fehlt schmerzlich im Berufsverkehr.

Oder der lustige Erdrutsch unter der A1 bei Köln.
Ich hatte schon mehrfach die völlig dilettantisch wirkenden Holzstützwände fassungslos betrachtet.
Und genau dort passiert ein Erdrutsch, nachdem die Bahn nur noch einspurig zu befahren ist. Komisch…

Oder die Fleher Brücke über den Rhein bei Düsseldorf.
Jeden Morgen und oft auch abends Stau. Schlimmer Stau.
Und statt die Arbeiten zügig voran zu treiben, sieht man auf der ganzen Brücke drei Personen arbeiten:
eine streicht mit einem absurd kleinen Pinsel die ganze lange Brücke, einer sitzt, auf seinem Mobiltelefon herumdrückend, auf einer Baumaschine. Der dritte Kollege stützt sich auf eine Schaufel und blickt ins Leere.

Dafür stehen hunterte von Menschen früher auf.
Verbringen Lebenszeit im Stau und verjubeln volkswirtschaftliche Möglichkeiten.
Am Ende dieser sorgsam konservierten Nadelöhre dann jedes Mal das Schild mit:
„Vielen Dank für Ihr Verständnis“ bzw. „Wir danken für Ihr Verständnis“.

Das kommt mir vor, wie reiner Hohn.
Ich habe dem Dr. mal erzählt, dass solche Baustellen Gewaltphantasien in meiner gemarterten Seele aufkommen lassen.
Ich möchte diese gestreiften Baken aus dem Weg treten und mich in eine der Walzen schwingen und Schilder über den Haufen walzen.

Der Dr. hat mir abgeraten,
er meint, dass diese Barken sehr teuer seien.
Ich habe mich von der Idee noch nicht völlig verabschiedet.
Mir fehlt da leider völlig das Verständnis…

4 Gedanken zu „Vielen Dank für Ihr Verständnis

  1. Dieses „wir danken für Ihr Verständnis“ ist genauso dreist wie das „Wir entschuldigen uns für die Verspätung“ der Bahn.

    Denn für Verständnis danken kann man nur, wenn es einem VORHER entgegengebracht wurde. Es qua Dank rückwirkend als gegeben festzusetzen, ist frech.

    Entschuldigen kann man sich nicht selbst, sondern man kann nur den anderen um Entschuldigung bitten. Es müsste also heißen, „wir bitten für die Verspätung um Entschuldigung“. Der Reisende kann sich seine Reaktion dann wenigstens aussuchen.

    Auf der Straße müsste es demnach heißen: „Wir bitten Sie um Ihr Verständnis“. Aber diese sprachlichen Nuancen haben die Verwaltungs- und Marketingheinis nicht drauf.

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