Mädchen-Porsche

Gemeinhin bezeichnet man in Porschefahrerkreisen den Boxster als Mädchen-Porsche.

Das stimmt so nicht. Der ultimative Mädchen-Porsche ist der 11er.

Mir war klar, dass Männer den 11er lieben. So ist es auch, Herren von 7-70 bekommen diesen interessierten Blick, wenn ein Carrera an ihnen vorbei fährt.

Womit ich nicht gerechnet hatte, kleine Mädchen LIEBEN ihn!

Gestern in Wuppertal hielt ich an, um eine ca. 8 Jahre alte Dame vor mir über den Zebrastreifen zu lassen.
Sie strahlte den Porsche an, legte den Kopf schief, zog die Nase kraus und die Schultern hoch und hüpfte verzückt auf dem Weg vor mir. Als sie uns passiert hatte, drehte sie sich noch einmal strahlend um.

Das ist jetzt schon das zweite kleine Mädchen, das ganz offenbar hingerissen ist von ihm.

Großen Mädchen macht er Gänsehaut, wenn sie ihn  fahren.

Kein Wunder, bei diesem A****

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Just the two of us

Bill Withers und ich fahren zusammen Porsche.

Der Tag war leicht nervig und daher soll es beschwingt in den Feierabend gehen.

Allerdings geht es zuerst beschwingt tanken.

Ich höre „Just the two of us“ . Samba im Carrera.

Auf dem Weg zur Aral sing Bill: „We look for love, no time for tears
Wasted water’s all that is and it don’t make no flowers grow
Good things might come to those who wait, not for those who wait too late
We’ve got to go for all we know“

„Yolo Bill“ antworte ich in Gedanken.

Als ich die Autobahn erreiche, hebt Bill zu „I want to spend the night with you“ an. Und ich grinse, weil er offenbar gerade meine Gedanken gelesen hat.

Im Duett schmettern wir durch den Porsche „I wanne shaaaaare my life with you foreeeeeeever“ er aus den Boxen, ich am Steuer.

Kein Zweifel, Bill Withers hat alle seine Songs für einen Porsche geschreiben.

Die Sünderin

Es wird immer schlimmer mit mir. Es ist Samstagabend und ich sitze mit meinen Freunden in der Bar. Sie wollen die Location wechseln, ich verabschiede mich und fahre zurück. Ich habe noch etwas vor.

Ich werde heute mal so richtig meinen Führerschein riskieren.

Vier Tage Dienstreise und soziale Verpflichtungen heute haben mich von ihm getrennt, aber jetzt will ich Porsche fahren.

Die Sonne geht schon unter und ich wähle eine der leereren Autobahnen in Richtung Holland.

Kurz vor Mönchengladbach zieht eine SUV-Pestbeule links rüber, noch ein letztes Mal stark abbremsen, dann ist die Bahn frei.

Ich lasse die Nadeln im Amaturenbrett nach rechts schwingen und genieße die Beschleunigung.

Es fühlt sich fast surreal an, wie sich die Wahrnehmung verändert, wenn man ungestört schnell fahren kann.

Irgendwann höre ich mich laut lachen vor Glück, als er noch einmal mehr richtig Schub gibt.

Viel zu schnell habe ich die Grenze erreicht. Jetzt bloß runter vom Gas und nach 50 Metern Niederlande mit einem Schwenk zurück nach NRW.

Nach zehn weiteren Minuten, in denen wir inzwischen durch solide Dunkelheit zurück in Richtung Kaarst jagen, schwingt leider auch die Tankanzeige im Uhrzeigersinn weiter nach rechts. Die Autobahn wird wieder voller und ich reduziere den Druck aufs Gas.

Was für ein Fahrgefühl! Was für ein Gefühl!!!

Ich habe in meinem Leben eine Reihe von Sünden begangen, zu denen sich Menschen hinreißen lassen, um sich intensiv gut zu fühlen.

Aber keine hat mich jemals so gekickt.

The great escape

Porsche ist Opium für die Frau.

Als Eskapismus bezeichnet man eine Haltung der Realität zu entfliehen. Dies ist laut Lehrbuch unter anderem durch Hinwendung zu Substanzdrogen möglich.

Meine Droge ist das Porschefahren, bevorzugt mit Musik. Kurz unterbrochen von Phasen, in denen ich nur der Musik meines Motors lausche.

In letzter Zeit esse ich oft komische Dinge, weil sie noch im Haus sind. Ans Einkaufen denke ich nicht mehr.

Dates? Nein, keinen Nerv, lieber noch etwas Spaß mit der schwarzen Schönheit. No man, no cry.

Die Buchführung? Der Haushalt? Die Gartenarbeit?

Welche Frage das Leben auch stellt, im Moment lautet die Antwort „Lieber `ne kleine Tour!“

Völlig verblüfft stellt dann die Opiumabhängige fest, dass tatsächlich der Kühlschrank bis auf Senf und Marmelade völlig leer ist. Und es halb neun am Samstagabend ist.

Egal, Frau kann auch auswärts essen gehen. Da Kurzstrecken gar nicht gut sind für den Sportwagen, darf es auch ruhig ein Dinner etwas weiter entfernt sein.

Zeit im Porsche bedeutet Zeit im faradayschen Käfig des Eskapismus.

Porsche-Paranoia, I knew you were trouble

An dem Tag, an dem ich den Kaufvertrag für meinen ersten Porsche unterschrieben hatte, lief auf der Rückfahrt vom Porschezentrum Taylor Swift im Radio. „I knew you were trouble“

Ein Omen.

Seit ich ihn habe mache ich mir Sorgen.

Wo parken, damit mir keiner der Nachbarparker die Tür in die Seite haut?

Wo hebe ich den Ersatzschlüssel sicher auf?

Kann ich auf den Eifelwiesen am Ring parken, ohne mir von den Unebenheiten Aufsetzschäden zu holen?

Wie krieg ich ihn hologrammarm gereinigt?

Für Fahrten in die Innenstadt wegen Vandalismusgefahr besser die C-Klasse nehmen?

Wie singt Taylor so passend? Oh, oh trouble, trouble, trouble…

Porsche-Paranoia

Time to say good bye

Vier Tage Dienstreise.

Mit der Bahn!!!
Großraumwagen statt Sportwagen.

Fast 400 Kilometer von der schwarzen Schönheit entfernt, dabei schlafen wir normalerweise nur vier Meter voneinander entfernt. Ich kann von meinem Bett aus zur Garage rüber gucken.

Eine gefühlte Ewigkeit bis am Wochenende zurück komme.

Time to say good bye. What a drag…

No Boxster Girl

Heute fahre ich einen Ersatz-Porsche.

Es ist ein Boxster S(981) in achatgraumetallic und er ist ganz neu. Ein hübscher Kerl. Das Porschezentrum hat ihn mir gegeben, solange mein Schatz in der Werkstatt ist.

Er soll 69.208,40 Euro kosten. Mehr, als ich für meinen gebrauchten 997 bezahlt habe.

Das Wetter ist super und ich kann offen fahren. Das macht, zumindest abseits der Autobahn, auch richtig gute Laune. So weit so gut.

Doch was sich trotz der 232 kW starken Motorisierung partout nicht einstellen will, ist das Gefühl, in einem „richtigen Porsche“ zu sitzen.

Er wirkt klein, wendig. Was ihm fehlt, ist in meinen Augen die klassische Eleganz des 11ers. Und in den Augen der anderen Autofahrer offenbar das „Überholprestige“ (fieses Wort). Wo dem 11er Platz gemacht wird, weichen die anderen für den Boxster noch lange nicht.

Zum ersten Mal bin ich einen Porsche als Schalter gefahren. Kann man machen, mir gibt es aber nix, was mir mein PDK nicht geben könnte.

Ich mag seinen Sound durchaus, aber so richtig kraftvoll beschleunigt er nicht. Wenn ich Porsche fahre, dann soll mich ein Sprint auch beeindrucken.

Für mich klappt offenbar nur der 11er. Mein Verkäufer hatte mir noch gesagt, „Der Boxster macht auch Spaß“, als ich ihn unglücklich bei der Schlüsselübergabe angesehen hatte.

Ja, Spaß vielleicht. Aber nicht glücklich.

Ich bin kein Boxster Girl.

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An der Tanke

Mein Freund Marius und ich beschließen einen Sonntagsauflug nach Kaiserswerth zu machen. Gesagt, getan. Während wir durch das wunderbare Städtchen bummeln, kommen wir an einem Oldtimer Mercedes mit bemerkenswert gut aussehendem Lack vorbei, der gerade einparkt.

Ich halte meinen autodesinteressierten Kumpel Marius am Ärmel fest und bleibe stehen. Der Fahrer steigt aus und es ergibt sich ein kurzer Plausch über Lackpflege. Es ist noch der Originallack wie er stolz berichtet und der sagenhafte Glanz das Ergebnis des teuren Alpenwachses…

Nach dem Sonntagsausflug halten wir noch an der Tanke, die Preise sind ok und ich tanke voll.

Als ich nach dem Tanken wieder auf die Straße einbiege, stehen zwei ca. 7 Jahre alte Jungs auf der anderen Straßenseite und strahlen zahnlos über das ganze Gesicht den Porsche an.

Einer filmt mit seiner Kamera begeistert  wie der Porsche an ihnen vorbei fährt. Marius, dessen erste Fahrt im Porsche es ist, und ich lachen drinnen, die beiden draußen.

Mit der C-Klasse passiert so etwas nicht.

Boys, you made my day!

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2 Frauen

Auf der Fahrt zur Autobahn höre ich Swing.

Der Porsche tanzt Quickstep durch die Kurven, schnell, leichtfüßig.

An der T-Kreuzung zur Bundesstraße steht ein Stoppschild. Ich halte an und da stehen wir uns gegenüber.

Zwei Frauen in ihren Fahrzeugen.

Beide Locken, ihre braun, meine blond. Sie trägt außer dem BH auf ihrer brauen Haut nichts, ich trage ein rosa T-shirt mit einem Rennauto drauf.

Sie sitzt in ihrem Wohnmobil und wartet am Waldweg auf Freier. Ich sitze in meinem Porsche und verdiene meinen Sprit auf deutlich angenehmere Weise.

Einen Moment lang schauen wir einander an. Dann wird die Kreuzung frei und ich biege links ab zur Autobahn.

Im Porsche zu sitzen macht eigentlich immer glücklich, aber heute bin ich auch zutiefst dankbar. Dankbar, nicht die Frau auf der anderen Seite der Kreuzung zu sein.