Schneller im Himmel

Die Eifler fahren gerne flott.
Wenn ich terminbefreit durch die schöne Gegend cruisen will, habe ich oft einen genervten Bergbewohner an der Stoßstange kleben, der bei erster Gelegenheit zügig überholt.

Ich selbst habe vor vielen Jahren in der Eifel das Überholen auf Landstraßen gelernt.
Die Anleitung lautete damals: „Dicht ranfahren, dann mit Vollgas vorbei!“…

Sogar tote Eifler sind schneller im Himmel, als im Rest der Republik.
Neulich fuhr ein Leichenwagen mit Dauner Kennzeichen hinter mir her.
Die Farbe war schon ungewöhnlich, er war weiß.
Er hatte die typische Form, mit dieser Haube hintendrauf und den Gardinen im Fenster.

Der Grill vorne verriet aber, dass der Betreiber des Bestattungsunternehmens offenbar ein Herz fürs Sportliche hat.
Der Grill war eindeutig von AMG.

Macht Euch sowas an?

Der Dr. guckt DTM auf dem abgewrackt wirkenden Hungaro-Ring.
Mich interessiert das nicht wirklich, ich mache etwas anderes und schaue nur kurz hin.
Billig gestylte Frauen laufen in kurzen Röcken im Kreis und halten briefmarkenförmige(!) Schilder hoch.

„Ach Du Sch**ße!! “ denke ich und gucke schnell wieder weg.
Dann kommt es noch bekloppter.
Animierte Autos, über denen die Fahrer bescheuerte Gesten machen, laufen als Vorstellungs-Grafik.

Ist Männern nichts zu flach?
Wer denkt sich so einen Mist aus?
In den Boxen stehen die Teams.
Alle in Ihren Team-Uniformen.

Es gibt diese bestimmte Sorte Mann, die es schafft, auch in Hemd und Kragen unseriös zu wirken.
Ich glaube, es liegt am Kopf, der oben rausguckt…
Einige unfreundliche Dinge über die DTM im Allgemeinen und diese dämliche Inszenierung im Besonderen murmelnd verziehe ich mich in den Garten.

Der Dr. fiebert mit, es hat kurz nach dem Start eine Rempelei gegeben.

„Wahrer Reichtum besteht nicht im Besitz…

…sondern im Genießen“ (Emerson).
Es war eine arbeitsreiche Woche für den Porsche und mich.
Lange Tage.
Aber auf dem Weg zur Arbeit, auf den freien Straßen der Eifel, in den Kurven, da war ich immer für einen Moment die glücklichste Frau der Welt.

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Auch, wenn es nicht immer schnell war.

Er ist sogar wunderbar, wenn er einfach nur so steht.
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Als meine gutmütigen Kunden mich beim Porschefotografieren erwischt haben, haben sie mich aufgezogen.
Was den AMG-Fahrer unter ihnen nicht davon abgehalten hat, auf der Rückfahrt auf der Autobahn gegenseitig überholen zu spielen 😉

Der liebe Gott sieht alles

Es ist heiß.
32 Grad.
Der Himmel ist ganz blass vor lauter Hitze.
Am Anfang war der Elfer noch angenehm kühl aus der Garage gerollt.
Während ich mich durch den Stau bei Köln in die Eifel quäle, durchdringt die Sonne unangenehm die schräge Windschutzscheibe.

Auch die Höhenmeter bringen wenig, selbst auf dem Berg sind es noch 28 Grad.
Bevor ich den allerdings erreiche, heißt es Platz machen, für eine Gruppe Märtyrer.
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Sie wandern bei diesen Temperaturen, mitten auf der Straße, singen fromme Lieder und haben den Pastor gleich mitgebracht, damit er ihnen die letzte Ölung verpassen kann, wenn sie der Hitzschlag dahinrafft.

Zuhause marschieren die Schützen, hier die Christen.
Der Elfer und ich warten am Straßenrand.
Wenn man Prozessanten (nennt man die so?) überrollt, kommt man nämlich auf dem kürzesten Weg in die Hölle.
Kirchen und Vereine dürfen in Deutschland alles.

Wenn man sich besonders quält, ist die Vergebung für die Sünden, bei denen man es vorher hat ordentlich krachen lassen, quasi garantiert.
Es kann also gar nicht heiß genug sein, für die Wanderung ins Himmelreich!
Einer aus der Gruppe hat aber garantiert während der Prozession unkeusche Gedanken.

Ein kleiner Junge, der in einem Planwagen mitfährt, bekommt einen ganz verzückten Blick, als er den Carrera sieht.
Zack! Gesündigt.
„Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“

Vermutlich noch nicht mal in der Schule und schon gegen ein Gebot verstoßen.
Ich kann ihn gut verstehen, ich begehre auch dauernd Autos anderer Leute.
Zum Glück bin ich Heidin und muss dafür nicht wandern, sondern kann meinen sündigen Po genüsslich im Sportsitz ruhen lassen, die Klimaanlage auf angehnehme 20 Grad eingestellt.

Carpe Porschem

Der Samstagmorgen bringt tatsächlich die Gelegenheit, mit dem Porsche zur VLN zu fahren.
Mein junger Mopssitter wünscht sich schon lange eine Mitfahrt im Porsche, also biete ich ihm per whatsapp an, mitzukommen.

Er reagiert mit der ihm eigenen überwältigenden Begeisterung und einem auf dem Kopf stehenden Smiley: „Warte, mein Kopf sucht passende Wörter“ um seine Mutter umgehend mit der Bitte um Erlaubnis zu wecken.

Schon die Hinfahrt ist eine einzige Porsche-Party.
Er genießt alles, den Sound, das Gefühl wenn ich Gas gebe, lobt die schwarze Schönheit, freut sich im Porsche zur VLN zu fahren…
Eigentlich ein perfekter Beifahrer.

Weil das Langschläfer-Kind noch nüchtern bei der VLN ankommt, gibt es ein gesundes Frühstück für den Knaben: Fritten am Pflanzgarten.
Eine Weile gucken wir das Rennen, dann genießen wir die Fahrt um die Nordschleife Richtung Adenau.
(Ich habe auch noch ein schönes Video von der Strecke, aber noch gibt es hier Technik-Trouble…)

Das Kind konstatiert es sei im Paradies, als er neben unserem Parkplatz Teichmann Racing und Radical Germany, zig Sportwagen und zwei seiner Aussage nach seltende Honda-Irgendwas mit ganz viel Karbon sieht und  will in die Eifel ziehen.

Aber vorerst zieht es uns zur Stärkung beim Italiener.
Danach wird mit der Handykamera ein Video vom Carrera gemacht.
Ich muss auch den Flügel rausfahren, alles wird im Bild festgehalten.

Nach dem Mittagessen fahren wir besonders schöne Strecken, er ist angetan von meinem eifrig arbeitenden Allrad.

Wir sind wirklich im Paradies.
Traumhaft schöne Strecken, einsam, bergig, kurvig.
Sonne, schöne Landschaft, wir ringen dem Tag und dem Elfer alles ab, was geht.
Bevor wir die Rückreise antreten ruhen wir kurz aus.

Als er in den Sommerferien bei uns zu Besuch war, hatte ich ihm meine Nordschleifen-Bettwäsche geliehen.
Kaum liegt er wieder unter dieser Decke schläft er ein, erschöpft von all den Eindrücken.

Auch ich bin kaputt vom Fahren.
Aber es war ein Tag, wie man eigentlich viel mehr haben sollte.
Für solche Tage kauft man sich einen Porsche.

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Auf der Heimfahrt hören wir laut Musik und ich gebe ein letztes Mal Vollgas.
Gemeinsam stellen wir den Elfer knisternd in die Garage und gehen müde, aber glücklich ins Haus.
Cinnamon-Buns essen und danach will er im offenen Boxster nach Hause gefahren werden…