Entweder- Oder

So kann es nicht weiter gehen.
Entweder ich habe den Hund dabei, oder ich fahre Porsche.
Weil seine Transportbox nur in den Kombi geht, musste ich den Elfer vernachlässigen.
Ich will aber alles.

Im Riesenzooladen erkläre ich mein Problem:
Ich benötige eine Tranportbox, in die der (ja nun wirklich nicht besonders große) Hund hineinpasst, und die in den Fußraum eines Carrera-Beifahrersitzes passt.
Die Verkäuferin sagt, das Problem hätten viele.

Am besten würde man Hund mit Familienauto kombinieren.
Familienauto? Würg.
Da kommen mir Bilder von so fiesen Vans, die Eltern nach der zweiten Zeugung anschaffen, mit doofen Kindernamen hinten drauf.

Ich erkläre, dass der Mops und ich noch einen Kombi hätten, aber auch Porsche fahren wollen.
Auf keinen Fall darf der Mops in Kontakt mit dem Leder oder Teppich des Autos kommen.
Ich will keine Kratzer, Hundehaare oder Hundegeruch im Porsche.

Nach gefühlten 700 Versuchen habe ich jetzt eine Hundetasche, die ganz gut in den Fußraum passt.
Leider bin ich handwerklich völlig unbegabt.
Aber das ist eine Riesenmarktlücke.

Es müsste so eine Art Hundewanne in Innenraumfarbe geben.
Die man in den Fußraum setzen kann.
Unten pipiundurchlässiger Kunststoff, oben drüber ein Gitter.
Warum stellt das keiner her?

Heute war die Stadt unglaublich voll von Porsches.
An einer Stelle waren wir drei auf zweihundert Metern.
Da will Frau doch nicht nur sehnsuchtsvoll auf die anderen gucken.
Das Leben ohne Mops im Porsche ist auf die Dauer sinnlos.

Carrera macht müde Männer munter

Ich war  mit dem Porsche beim Kunden und auf dem Heimweg mussten noch Lebensmittel beschafft werden.
Also beim Supermarkt auf dem hintersten, einsamsten Parkplatz parken, damit mir bloß keiner seine Tür in die Seite haut.
Dann gefühlte 2 Kilometer zum Eingang laufen und schon kann es los gehen.

Der Einkaufswagen füllt sich, es gibt Gartensachen im Angebot.
Leichte Zweifel überkommen mich, als ich an der Kasse die Einkäufe auf das Band türme.
Ob ich das wohl alles in den Kofferraum des Elfers kriege?
Vor mir ein muffeliger Mann in neongelber Arbeitshose.

Müllabfuhr oder so.
Wir kommen zugleich an unseren Autos an.
Der wackere Porsche schluckt meinen Einkaufsberg.
Er türmt seine Sachen bequem in seinen Kombi.

Ich schiebe meinen Einkaufswagen zurück zu den anderen.
Er lehnt an seinem Auto.
Raucht genüsslich eine Zigarette und lässt seinen Blick über das Prachtheck des Carreras wandern.
Irgendwie sieht er dabei aus, als rauche er die „Zigarette danach“.

Wäre er an der Kasse etwas netter gewesen, hätte er ein Grinsen bekommen.
Während der Elfer röhrend dem Ausgang zufährt, lässt er seine halbgerauchte Fluppe auf die Erde fallen und steigt in seinen Kombi.

Männer, seid nett an der Kasse, Ihr wisst nie, ob der Dame hinter Euch nicht das schönste Auto auf dem ganzen Parkplatz gehört. 😉

Obdachlos

Der arme Porsche muss diese Nacht auf der Straße schlafen.
Ich bekomme ein Carport für den Kombi vor die Garage und der Aufbau läuft überaus schleppend.
Jetzt liegen 90% der Carportteile noch in der Garage und blockieren alles.

Zum Trost habe ich ihn auf eine schöne Tour nach Wuppertal mitgenommen.
Unterwegs läuft „Primadonna Girl“ von Marina and the Diamonds im Radio.
Ein Lied, das mich immer an meinen Bielefelder Freund Matthias erinnert.
Natürlich muss ich ihn direkt anrufen und er schlägt vor, dass ich die Nacht porschefahrend verbringen soll, als ich ihm erzähle, ich hätte angenehme 19 Grad im Auto.

In Wuppertal gab es bei Flo dann die Misogynie-Vorwurfskarte, die Alex überarbeitet hat:Porschekarte 001

Auf dem Rückweg fängt es an zu regenen, aber da der Asphalt so heiß ist, verdampft das Wasser in der Dunkelheit auf höchst eindrucksvoller Weise.
Eine leicht gruselfilmartige Atmosphäre.
Und der wackere Porsche und ich mitten drin.

Tropische Nacht nennen Meteorologen dieses Waschküche. Mir ist es zu warm, zum Schlafen. Vielleicht sollte ich Matthias Vorschlag aufgreifen…

Fahrgefühl

Nach zu kurzer Nacht stehe ich gut gelaunt im Bad und trockene mich nach dem Duschen ab.
Natürlich dudelt das Radio, und die ersten wohlbekannten Akkorde von „Verdammp lang her“ erklingen.

Das läuft nicht mehr oft im Radio.

„Nicht resigniert, nur reichlich desillusioniert…“ Wolfgang und ich singen zusammen, während ich mich fertigmache.

Ich werte das Lied als Zeichen. Meine letzte Tour im Porsche ist auch schon wieder viel zu lange her. Damit ist die Wahl des Autos für den heutigen Tag getroffen.

Der Alltag war wieder tüchtig nervig und das Leben ist einfach viel zu kurz, um nicht Porsche zu fahren.
Beschwingt trete ich meine Fahrt an.
Noch ahne ich nicht, dass es nicht das normale Glücksfahrgefühl sein wird, das mich erwartet.

Wenn ich meinen Kombi fahre, denke ich nicht über das Fahren nach. Ich nehme das gar nicht wahr. Meine Gedanken sind bei Terminen, oder anderen Themen, die mich beschäftigen.

Das war beim Porsche immer anders.
Bisher war jede Fahrt davon geprägt, sehr bewusst das Auto zu genießen. Ich fuhr und tat nichts anderes, außer mich vielleicht an der Musik zu erfreuen, die wärend der Fahrten lief.

Heute auf der Autobahn meldet mein Handy eine E-mail.
Ich mache den Fehler, sie während der Fahrt zu lesen.
Ja, ich weiß, eine ganz blöde Idee, aus vielerlei Gründen.

Mir verschlägt es den Atem und für die nächsten Stunden gibt es ausschließlich das Thema dieser Nachricht, die keine gute Nachricht war.

Keine Fahrfreude mehr, das Fahren geschieht nebenbei, wie im Kombi. Der Kopf ist mit anderen Themen voll, der Magen rebelliert.

Selbst abends, als ich wieder zurückfahre, ist kein Platz für Porschefreude. Das einzige Mal, dass ich überhaupt an ihn denke, ist in dem Moment, in dem ich meine Tränen zurückdränge, damit sie keine Flecken auf das Leder der Sitze machen.

Dieses Nebenbeifahren im Traumauto ist ein übles Zeichen.
Ein Fahrgefühl, wie ich es nicht noch einmal erleben möchte.

Nachdem ich den 11er in die Garage gesetzt habe, brauche ich die gesamte Weisheit, die ich in meinen 42 Lebensjahren ansammeln konnte, um mir klar zu machen, dass auch dieses Thema irgendwann ein Ende haben wird und der Fahrspaß zurückkehren wird.

In Watte gepackt

Mein Porsche steht zu viel in der Garage.

Ganz offenbar bin ich eine überbehütende Besitzerin. Im Traum wäre mir nicht eingefallen, zum 24h-Rennen mit dem Porsche zu fahren. Beim Gedanken an das Parken auf unebenen Wiesen am Ring befällt mich die schiere Panik.

Aufsetzschäden! Und dann erst der Matsch…

OGP 11.08 107
Und er sieht ja nicht aus, wie dieser hier…

Zu meiner Überraschung sehe ich einige Modelle, deren Besitzer offenbar stärkere Nerven haben, auf den Parkplätzen rund um den Nürburgring

Heute kann ich ihn wirklich nicht nehmen, ich muss nacher noch in ein Viertel mit ganz vielen Kindern. Die spielen auch alle draußen, nicht auszudenken, was die am Porsche…
Nein! Auf gar keinen Fall! Ich nehm den Kombi.

Morgen vielleicht. Nee, geht auch nicht. Ich muss in die Innenstadt.
Da haut mir in der Enge womöglich jemand seine Tür in die Seite…

Beim besten Willen werde ich meine Porscheparanoia nicht los. Was macht man noch gleich mit Angstpatienten…?
Konfrontationstherapie?
Sich den Ängsten stellen, bloß kein Vermeidungsverhalten?

Ok.
Nur nicht aus Liebe weinen!
Ich nehme den Porsche.
Heute.

Gott, ich hab ein flaues Gefühl im Magen.
Zur Not parke ich im Nachbarviertel, da wo die vielen alten Leute wohnen…

Brainwashed

Der mittlere von 3 Terminen fällt heute aus.

Zeit, die es sinnvoll zu füllen gilt.

Ich entscheide mich für Fahrzeugpflege.
Der Kombi ist noch dreckiger als der Porsche, und normalerweise wäre ich jetzt zur Waschstraße gefahren.

Aber ich bin einer Gehirnwäsche im Porschforum unterzogen worden.
Der edle Porschelack gehört per Hand gereinigt!
Es gibt dafür sogar Anleitungen. Wenn das so eine Wissenschaft ist, will ich keine grauenvollen Anfängerfehler am 11er machen und beschließe am Kombi zu üben.

Die Anleitung, die mir ein Freund hat zukommen lassen, ist voller Banalitäten, die jedem selbstputzenden Hausbesitzer nur ein müdes Lächeln abringen können. Man putze von oben nach unten… ach, echt?

Auf dem Weg zum Waschboxbetreiber überlege ich, wann ich wohl zum letzen Mal ein Fahzeug mit der Hand gereinig habe.
War es das Fahrrad, als Kind…?
Nein, das Motorrad, das ich als Studentin fuhr, fällt mir ein.

Auch schon 17 Jahre her…

Während ich den Kombi in die Waschbox setze, fährt der Zwilling von meinem Porsche an mir vorbei. Ein schwarzer Carrera 4S.

Und biegt in die Waschstraße ein!!!

Jetzt komme ich mir völlig bescheuert vor.
Dennnoch fange ich an, das Auto erst vorzureinigen, fülle dann einen Eimer mit Wasser und Autoshampoo (Marke 0815, ich soll verdammt sein, wenn ich anfange bei den teuren Brüdern aus dem Nachbarland einzukaufen).
Es schäumt wie irre.
Gut so, Kapillarwirkung!

Mit dem Mikrofaserwuschel wird von oben nach unten geschäumt.

Ich stoße mir den Kopf am Seitenspiegel, pople das Wuschelding in meine Felgen und frage mich, ob es weise ist, wertvolle Lebenszeit auf diese Weise zu verbringen.

Aber ich bin brainwashed und mache weiter. Klarspülen und abtrocknen (hierfür habe ich ein superweiches Riesentuch aus meinem Mikrofaserfundus mit, es ist altrosa).
Ok, fertig.

Innenraum noch leicht staubig, nix ist poliert oder gewachst, die tiefer liegenden Schrauben an den Felgen sind nicht völlig sauber und auch meine Reifen glänzen nicht wie Speckschwarten.

Dafür sind Flusen vom Abtrocknen auf dem Auto.

Ich fahre zurück, auch meine Arbeitsstätte hat noch etwas Aufmerksamkeit nötig.

Ich stelle das Auto ab, und zehn Minuten später fängt es an zu regnen. Das dürfte die Flusen erledigen. Das frischgewaschene Aussehen allerdings auch.

Warum in aller Welt wollen wir Dinge, die so leicht dreckig werden wie Autos, besonders Felgen, makellos sauber haben?

Haben wir sonst keine Probleme? Warum lesen wir in der Zeit nicht ein gutes Buch, pflanzen einen Baum und entschädigen die Welt so für unsere PS-Sünden oder tun eine gute Tat?

Hin und her gerissen zwischen Autofetischismus und gesundem Menschenverstand beschließe ich, das Thema vorerst zu verdrängen.

Bald ist der heilige Porsche dran, Fortsetzung folgt…

Porsche Sports Cup2013 319
Echte Rennwagen werden nicht lackschonend gepflegt…

Mein unheimlicher Porsche

Ein Tag folgenschwerer Unterschriften beim Notar steht an. Ich lenke meine Schritte nicht leichten Herzens zur Garage.

Der Kombi reicht heute nicht. Es gibt Tage, die schafft man nur mit Porsche.

Normalerweise fahre ich ihn nicht in die Innenstadt, sondern hüte ihn sorgsam vor Vandalismus aller Art, aber heute muss er dran glauben. Ich brauche jede Aufmunterung, die ich kriegen kann.

Noch während ich den Zündschlüssel drehe, lässt er mich das erste Mal lächeln. Es ist nicht, wie so oft, der Klang seines Motors.
Während ich mit schwerem Kopf voll Sorge und Erschöpfung das Auto aus der Garage setze, tröstet er mich mit
„Why worry? There should be laughter after pain. There should be sunshine after rain.“
In Kombination mit der schlafliedsanften Musik sind die lyrics Balsam für meine Nerven.

Wohlig schiebe ich meinen Rücken im Sitz zurecht, drücke aufs Gas und fahre Richtung Autobahn. Es ist noch so früh, dass ich ohne Stau die Stadtgrenze erreiche.

In dem Moment, als ich auf die Rheinbrücke fahre, beginnt ein neues Stück auf der CD.
Ungläubig schüttele ich meinen Kopf. Das gibt es doch gar nicht….

Perfektes Timing.

„The cause it is noble and the cause it is just. We are ready to pay with our lives if we must. Gonna ride across the river deep and wide. Ride across the river to the other side“

Woher weiß mein Porsche, wie es mir geht?

Woher weiß er, wann ich über den Rhein fahre?

Woher weiß mein Porsche, dass ich heute  eine Unterschrift auf ein Stück Papier setzen werde, die mich sehr viel ärmer macht?

Und  woher weiß er, „the cause it is nobel and the cause it is just“?

Schöner Weinen

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich viel im Auto geweint. Damals war meine Welt zusammen gebrochen und ich habe sowohl die A46, als auch die A1 oft ziemlich tränenüberströmt befahren.

Das war noch in meinem treuen, alten Kombi.

Heute Morgen lag ein Brief in der Post, der die verheilt geglaubten Wunden dieser Zeit wieder geöffnet hat.

Heute weine ich im Porsche.

Schöner Weinen.