Turbo!

Der Sohn unserer Nachbarn war als Kind schon komisch.
Inzwischen hat er einen Freund, der ihn täglich besucht, und auch ausgesprochen eigenartig ist.
Genau wie sein Auto.

Ein unattraktives silbernes Fahrzeug mit einem Föhn-Aufkleber und einem Lufterfrischer in Föhnform am Rückspiegel.
Heute beim Mittagessen sage ich: „Der Freund vom kleinen B. ist aber sehr treu, der kommt jeden Tag! Was soll das eigentlich mit dem Föhn?“

Der Dr. fragt, ob ich den Herren mit dem Seat meine.
Ich hatte nur ein sehr häßliches Auto gesehen, und frage an meiner Kartoffel vorbei: „Ist das ein Seat?“
Der Dr bestätigt dies und erläutert mir, dass der Föhn für „Turbo“ stehe.

Jetzt macht es auf einmal Sinn.
Der Verehrer vom Nachbarsjungen sah nämlich überhaupt nicht aus wie ein Frisör, ganz im Gegenteil, er wirkt ziemlich ungepflegt.
Auf die Tatsache, dass er einen Turbo im Auto hat, ist er scheinbar ausgesprochen stolz.

Was Männer sich immer für einen Scheiß ins und ans Auto pappen müssen!
Ganz nebenbei teilt mir der Dr. mit, ich hätte auch einen Turbo.
Voller Bedauern denke ich, dass leider in meiner Garage kein GTS auf mich wartet, da schiebt der Dr. hinterher: „Im Mercedes.“

Wußte ich gar nicht.
Das ist jetzt allerdings kein Grund, für mich am Montag so einen Föhn-Aufkleber zu kaufen zu gehen.

 

Alles wird schlechter

Das ist nicht meine Prognose fürs neue Jahr.
Obwohl das durchaus sein könnte, viele Musik-Idole meiner Jungend sind 2016 gestorben.
Alle irgendwie zu früh.

Was schlechter wird, sind die Autos.
Seit heute Abend fahre ich Leihwagen.
Meine C-Klasse steht zur Beseitigung des Unfallschadens bei Mercedes.
Es war schon ein Drama, einen vernünftigen Leihwagen zu bekommen.

Der Mitarbeiter der Werkstatt hatte mich beunruhigt, als er mir mitteilte, dass meine C-Klasse ja schon ordentlich etwas runter habe und das deutsche Versicherungsrecht so gestrickt sei, dass ich eventuell als Ersatz nur eine B-Klasse bekäme.
B-Klasse?

Ich weiß gar nicht genau, wie das Ding aussieht, aber ich will keine B-Klasse.
Auch keinen Audi.
Wenn jemand meine C-Klasse kaputt macht, will ich eine Ersatz-C-Klasse.
Alles andere erscheint mir unfair.

Mein Freund Stefan und der Dr. konnten gar nicht verstehen, wo mein Problem mit der B-Klasse sein sollte, beide meinten „Hauptsache mobil“.
Ich sehe das anders.
Ich habe schließlich eine Ehre und die wird durch fiese kleine Autos beschädigt, das geht nicht.
Keine Kastration durch B-Klasse!

Nach ca. 100 Telefonaten mit der Versicherung des LKW-Fahrers und Europcar wurde mir eine C-Klasse zugesagt.
Es war dunkel, als ich in den Leihwagen einstieg.
Hinter dem Beifahrersitz glitzerte es weiß.

Eine Menge weißen Pulvers lag dort auf der Auslegeware.
Ich hoffe, es ist Kokain.
Wie auch immer, sauber war der Wagen nicht.
Aber er war noch gar nicht viel gefahren worden und sah ansonsten schön neu aus.

Das sollte sich als Problem herausstellen…
Mehr als eine Schlüsselübergabe hatte ich nicht bekommen und nun saß ich ratlos am Steuer des Mietwagens.
Da, wo bei meinem Modell die Gänge eingelegt werden, konnte man nichts auf „D“ stellen.

Der Herr von Europcar musste mir sagen, dass man es bei diesem Modell mit einem Hebel am Lenkrad macht.
Irgendwann fuhr der Wagen endlich und mit Schrecken stellte ich fest, wie schlecht die Standard-Lautsprecher bei Mercedes sind.

Der Motor war ist ein Benziner mit weniger PS als meiner, folgllich auch weniger flott.
Als ich über einen ganz flachen Bordstein fuhr rumpelte es fies, offenbar kein Allrad.
An der ersten Ampel wackelte auf einmal das ganz Auto unangenehm und ging dann aus.

„Oh Gott, irgendetwas stimmt nicht!“ fuhr es mir durch den Kopf.
Dann kam mein Großhirn aus der Schockstarre gehumpelt, und mir wurde klar, dass dies diese dämliche Stopp-Automatik ist.
Warum verändern die alles?

Gut, ich gebe zu, ich mag es nicht, wenn Dinge, die ich für gut halte, sich ändern.
Da fehlt mir die geistige Flexibilität.
Aber sinnfreie Änderungen sind nun wirklich überflüssig.
Erst recht, wenn sie das Fahren unangenehmer machen.

Bevor ich morgen den Leihwagen starte, nehme ich etwas von dem weißen Zeug hinter dem Beifahrersitz, vielleicht hilft das.

DeLorean, SLS, Isdera

Gestern hatte ich einen Termin, bei dem ich  eine unerfreuliche Menge Geld in Sanitärartikel umwandeln wollte.
Der Dr. und ich waren mit getrennten Autos gefahren, und weil sein Navi den blöderen Weg gewählt hatte, war ich eine Viertelstunde vor ihm da.

Zeit, um kurz rüber zu Mercedes zu springen und die Nerven mit einem Besuch beim SLS zu stärken (oder sollte ich „kitzeln“ schreiben?).
Groß war der Schreck, als ich am Platz meines Lieblingsautos einen fiesen SUV stehen sah.

Gleich mal hin zum Verkäufer und rumgenölt.
Und was musste ich erfahren?
„Den SLS gibt es als Neuwagen nicht mehr.
Der Nachfolger wird wohl GT heißen, aber keine Flügeltüren mehr haben.“

Ein Auto ohne Flügeltüren ist doch nicht vergleichbar!
Warum? Warum macht Mercedes das?
Tief betrübt ging ich zurück zur Badausstellung.

Der Dr. konnte meine Trauer nicht teilen.
Er mag den SLS nicht wirklich.
Versteh ich nicht, aber ich hätte auch nie seinen komischen Alltags-Seat gekauft.
Wir haben selbst bei Porsches unterschiedliche Vorlieben.

Beim Sanitärhändler kam dann noch eine ganz andere Marke ins Spiel.
Der Kommentar des Händlers zu meinem: „Die Armatur gefällt mir!“ war: „Da haben sie sich den Ferrari unter den Amarturen ausgesucht.
Grrr! Ich und mein guter Geschmack…

Ich wär so gerne VIP

Oh Mann, ich wär so gerne VIP.
Nicht, weil ich gerne wichtig wäre.
Sondern, weil das Leben eines VIPs so viel leichter und schöner ist.
Da wären zum Beispiel die tollen VIP-Bereiche:
IMGP1368
Schön sitzen und dabei gut gucken können.
Oder dieses Foto:
IMGP1388
Hätte ich nie machen dürfen.
Ist vom Mercedesturm herunter fotografiert.
Da da dürfen nur VIPs drauf, beim 24h.

Oder auch die VIP-Shuttles.
Klar, Bewegung ist gesund, aber wenn ich den schweren Fotorucksack schleppend die weiten Wege laufe, wünsche ich schon manchmal, ich säße in so einem komfortablen Shuttle…

Wie wird Frau VIP?
Offenbar nicht durch den Kauf je eines gebrauchten Mercedes/Porsches.
Mehr gibt die Kasse leider nicht her.
Ist mein Schicksal also ein ewiges un-VIP-Dasein?

Als Fahrerfrau bin ich mit 43 zu alt,
ich kenne keine Branchengrößen, ich kenne eigentlich gar keine Größen.
Sieht vermutlich schlecht aus, in Sachen dolce-Rennstrecken-vita.
Falls dies jemand mit connections liest, ich bin zu allem bereit!

Hängen Sie mir einen VIP-Pass um, und Sie können mich:
a) adoptieren
b) heiraten
c) Ihr geiles Auto fahren lassen
d) Ihre anderen geilen Autos auch fahren lassen

Ach, sind Sie gar nicht scharf drauf?
Wie kommen wir dann ins Geschäft?
Denn Ich wär so gerne VIP…!

Elfer in Not!

Die neue C-Klasse wird bei Mercedes vorgestellt, habe ich heute Morgen im Badezimmerradio gehört.
Da wollte ich natürlich mal gucken gehen.
Der Dr. kann Mercedes nicht leiden.

Dennoch war er dabei und hat nur ca. zwei Stunden gebraucht, bis aufhören konnte, über die Marke und ihre Fahrzeuge zu meckern.
Wir sind eine Runde durch das Autohaus gelaufen, und im Keller, in einer völlig trostlosen Ecke (!) stand das Traurigste, was ich seit langem gesehen hatte:
Po1
Da hatte doch tatsächlich irgendein böser Mensch seinen Porsche ausgesetzt!

Und diese teuflischen Leute haben ihn ihn den Keller in irgendeine schrömmelige Ecke geparkt.
Nur, um ihn zu demütigen.
Da steht dieses Prachtstück nun unglücklich und verstört.

Ein schwarzer Carrera 4S, allerdings mit dunklerem Leder als meiner, vor-Facelift, nur um die 40.000 gelaufen.
P2
Er braucht ganz schnell ein gutes neues Heim!

Bitte, wer kann möge ihn retten!
Das hat er wirklich nicht verdient.
Ich bin mit den Nerven am Ende.

Wie peeeeeinlich… Blamage an der Lieblingstanke

Weil der Dr. müde war, hatte ich angeboten, nach dem Essen zu fahren.
Er nahm an, und ich pilotierte uns durch die Eifel.
Kurz vor Barweiler werfe ich einen Blick auf die Tankanzeige und sehe, dass es kanpp wird, mit dem Sprit für die Heimfahrt.

Er stimmt zu und ich steuere meine Lieblingstanke an.
In der Eifel gibt es nicht so viele Tankstellen.
Noch dazu, ist der Sprit hier häufig sogar billiger als in der Stadt.

Als ich den Boxster auf das Gelände der Tankstelle fahre, weist der Dr. mich auf die richtige Zapfsäule hin.
Vor mir wird gerade ein 11-er betankt.
Hier in Ringnähe tanken immer viele schöne Autos und eigentlich tanke ich hier gerne.

Man mag mir leiden auf hohem Niveau vorwerfen, oder mangelnde Souveränität, oder andere schlimme Dinge, aber ich habe mich geschämt.
„Oh Mann, jetzt denken alle, dass das mein Mädchenporsche ist!“ jammere ich.
Am liebsten würde ich dem 11-er-Fahrer zurufen, „Das ist nicht mein Boxster. Ich fahre nur einen müden Mann. Ich habe auch einen richtigen Porsche“

Das hätte dann dafür gesorgt, dass mich alle Umstehenden für völlig bekloppt gehalten hätten, also verkneife ich mir das.
Stattdessen sitze ich im Auto, während der Carrera betankt wird und schüttele verzweifelt meinen Kopf „Wie peinlich, wie peinlich…!“
Den Dr. ficht das nicht an.

Er beleidigt postewendend meinen Mercedes und erklärt, ich könne froh sein, so einen tollen Boxster überhaupt fahren zu dürfen.
Ich hingegen plane in Gedanken wieder meinen Aufkleber, über den ich schon im Sommer nachgedacht hatte…

Porsche-Balsam

Den dritten Tag in Reihe habe ich zu lange und intensiv gearbeitet.
Meine Freizeit verbringe ich alleine.
Zum einen bin ich nicht in der Nähe meiner Freunde, und zum anderen bin ich auch zu müde, um nach Feierabend noch zu sprechen.
Der Mann, für den ich eine Ausnahme gemacht hätte, musste passend zu meiner Arbeitsbelastung demonstrieren, wie eindrucksvoll bescheuert er sein kann.

Das fordert seinen Tribut. Im Job läuft es prima, privat fühle ich mich aber einsam und traurig.

Um 20.30 Uhr mache ich Feierabend und fahre in Adenau los.
Da Rock am Ring seine Schatten vorauswirft, wähle ich nicht die gewohnte Strecke, sondern fahre einen Weg, den ich heute zum ersten Mal nehme.

Im 6. Jahr in der Eifel bin ich eigentlich verhältnismäßig hartgesotten, was landschaftliche Schönheit angeht.
Aber diese Strecke ist absolut atemberaubend!

Mit Leichtigkeit nimmt der Porsche den steilen Anstieg aus dem Ort. Ich habe beide Fenster weit geöffnet und der warme Abendwind weht würzigen Heuduft zu mir hinein.
Hier wird momentan überall gemäht.

Reizvolle Kurven schlängeln sich durch den Wald, die Strecke ist ganz leer. Nur einmal begegnet mir ein Mann, der sehr glücklich aussieht, in seinem offenen alten Mercedes.

Goldenes Abendsonnenlicht und safte grüne Berge.
Ein Traum.
Im Porsche eine Frau, deren trauriges Herz auf dieser schönen Heimfahrt wieder ein kleines Stück leichter wird.

Der Ginster blüht in sattem Gelb, und das lässt mich leise lächeln.
Ginster ist mein Nick, weil es den hier viel gibt.

Ich bin so froh, dass ich den Porsche für diese Dienstreise gewählt habe. Er ist zwar derartig dreckig geworden, dass ich die Wäsche nicht länger werde vor mir herschieben können, aber ihn zu fahren ist Balsam für die Seele.

Im Moment sitze ich vor dem Haus, er steht neben mir und ich glaube wirklich, dass dieses Auto mich in den letzten Tagen davon abhält, mich richtig mies zu fühlen.

Es trägt tatsächlich, dieses gekaufte Stück Glück.

An der Tanke

Mein Freund Marius und ich beschließen einen Sonntagsauflug nach Kaiserswerth zu machen. Gesagt, getan. Während wir durch das wunderbare Städtchen bummeln, kommen wir an einem Oldtimer Mercedes mit bemerkenswert gut aussehendem Lack vorbei, der gerade einparkt.

Ich halte meinen autodesinteressierten Kumpel Marius am Ärmel fest und bleibe stehen. Der Fahrer steigt aus und es ergibt sich ein kurzer Plausch über Lackpflege. Es ist noch der Originallack wie er stolz berichtet und der sagenhafte Glanz das Ergebnis des teuren Alpenwachses…

Nach dem Sonntagsausflug halten wir noch an der Tanke, die Preise sind ok und ich tanke voll.

Als ich nach dem Tanken wieder auf die Straße einbiege, stehen zwei ca. 7 Jahre alte Jungs auf der anderen Straßenseite und strahlen zahnlos über das ganze Gesicht den Porsche an.

Einer filmt mit seiner Kamera begeistert  wie der Porsche an ihnen vorbei fährt. Marius, dessen erste Fahrt im Porsche es ist, und ich lachen drinnen, die beiden draußen.

Mit der C-Klasse passiert so etwas nicht.

Boys, you made my day!

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In Bed with TopGear

Bei meinem Londonbesuch neulich brauchte ich einen Cappucino in der Shoppingpause. Während ich in der Marks&Spencer Coffeebar wartete, fiel mein Blick auf die Zeitschriften und so entdeckte ich das TopGear Magazin.

Die Sendung mag ich und schnell stand fest, die Zeitung will ich.

Der SLS auf dem Cover hat seinen Teil zur Kaufentscheidung beigetragen. ( Ich liebe seinen Sound. Wenn ich bei Mercedes vor ihm stehe, kann ich nicht normal atmen vor Begehren… der Preis ist, selbst gebraucht, für mich unerschwinglich, aber auf der Zeitung kann ich ihn mir leisten).

Was für ein Unterschied zu den deutschen Automagazin-Schwestern!

Wertige Aufmachung, sehr ansprechende Fotos, wenig Tech-talk (wer Zahlenkolonnen will, findet diese seitenweise ganz hinten im Heft).

Dazu der aus der Sendung bekannte schwarze Humor. Obwohl die Fahrzeugvorstellungen in weiten Teilen auf technische Details verzichten, fühlt man sich gut informiert.

Die Artikel entsprechen weniger ihren drögen deutschen Pendants, sondern sind eher wie Erlebnisberichte aufgemacht.

Zum SLS lautet die Überschrift „Who is Sunday Jonathan?“ Beschrieben wird eine Fahrt zu AMG. Diese Unterschrift, die, wie sich später herausstellt, völlig anders lautet, hat der Verfasser auf der Motorplakette des SLS gefunden und nun macht er sich auf, den Mann kennen zu lernen, der den Motor in seinem Fahrzeug gebaut hat. Ganz nebenbei wird der Mercedes vorgestellt. Aber eben charmanter als die Deutschen Autojournalisten es tun würden: „I love it, not like you love a Porsche GT3, but more warmly and openly“

Seufz!

In England kostet die Zeitschrift 3,99 Pfund. Für 89 Pfund kommt das Abo nach Deutschland.

Liebes Christkind, ja, ich weiß, die Liste ist schon wieder viel zu lang, aber bitte leg mir doch TopGear ins Bett!

TopGear Mag 005