In der Nacht waren die Temperaturen auf 3 Grad gefallen, beim Rennen gestern hatte der Sprecher schon gesagt, dass warme Kleidung für den Samstag angeraten sein würde.
Fröstelnd und noch etwas müde steige ich in den Porsche, um pünktlich um 9.10 Uhr zu dem Rennen am Ring zu sein, bei dem ich die ersten Bilder machen will.
Auf der Wiese an der ich vorbeifahre frühstücken zwei Rehe.
Im Tal angekommen fährt vor mir eine dieser mobilen Bäckereien, die hier auf dem Land die Versorgung mit Backwaren sicher stellen. Sie werden von sehr patenten Eiflerinnen gelenkt. Ich muss daran denken, wie eine mir mal erzählt hatte, dass sie ein Auto, das sich festgefahren hatte, mit ihrer Bäckerei auf Rädern wieder aus dem Morast gezogen hat.
Bald biegt das Brotmobil ab. Auf CD läuft „The last laugh“. Lieblich, versöhnnlich, wunderbare weiche Bläsersätze, ein Hauch Country. Der Porsche schwingt souverän durch die Kurven.
Schwer mit mir und der Welt zufrieden fällt mein Blick auf das Kreuz von Uwe, der hier im Ahrtal gestorben ist. Vermutlich wie viele namenlose weitere Verkehrsopfer. Ein Stück weiter dann ein Kreuz mit dem Namen Gottfried an einer Stelle, die für Motorradfahrer besonders tückisch ist. Sinnlose Tode, viel zu früh.
Weil ich so zeitig dran bin, gibt es keine Schlange am Parkplatz.Bald darauf stehe ich im eisigen Wind auf der Tribüne und fotografiere die Einführungsrunde. Er krallt sich unglaublich kalt und scharf in meine Hände. Hier in der Hocheifel weht es irgendwie immer. Ich kann die Kamera kaum halten, die Nase läuft und die Augen tränen.
Leiden für den Motorsport.
Während an durchschnittsdeutschen Frühstückstischen gerade das erste Brötchen mit Zeitung im Anschlag verzehrt wird, stehe ich hier in der Kälte. Ich Wahnsinnige.
Die Sonne macht die Lage erst zwei Stunden später etwas erträglicher. Mit dem Verkauf von Windbreakern in den ringeigenen Shops müsste eigentlich die ganze Misere hier oben zu bezahlen sein…
Das Licht ist wunderbar und ich habe eine optimale Stelle gefunden, die Sportprototypen fahren mir direkt vors Objektiv. Eigentlich ist dieser Bereich gar nicht geöffnet, aber egal! Da sehe ich die Warnanzeige, mein Akku ist fast alle.
F***k!!!! Das Ladegerät liegt natürlich in Neuss, noch eingemottet von der langen Winterpause.
Als die Fahrer in der letzten Runde winkend an mir vorbeifahren winke ich mit etwas unglücklichem Gesicht zurück. Die Kamera wandert in den Rucksack, der Akku ist ausgewrungen bis zum letzten Rest.
Was mich etwa versöhnt, ist der Blick zum Himmel. Hier oben sind die Wolken so viel näher als zuhause am Rhein. Perfekte Schäfchen am blauen Himmel, zum greifen nah.
Da ich alle Serien gesehen habe und mir noch immer unglaublich kalt ist, lenke ich meine Schritte zurück zum wunderbarsten Auto auf dem Parkplatz. Die schwarze Schönheit empfängt mich mit ledrig riechender Wärme.
Zurück geht die Fahrt, wieder vorbei an den zwei Kreuzen.
Ruhet in Frieden Jungs!
Mach Dir nichts draus, manchmal muß man einfach mit dem Auge fotografieren. Und die Bilder, die mit der Kamera entstanden sind, sind doch auch sehr schön! Mich verwundert allerdings die Uhrzeit von 9.10 Uhr etwas. Ich hätte wetten können, Du wolltest erst um 9.11 Uhr am Ring sein 🙂
🙂 Stimmt, die Zeit ist viiiiiel besser!
Ja, die Bilder im Kopf sind mir sicher.
Gestern am Ring gewesen, Fotos gemacht und auf dem Rückweg an einem dieser Kreuze vorbeigefahren…und mein Bruder fährt Motorrad…alles, was Du schreibst, ist so nah…
I´ll keep my fingers crossed for him.