Waschstraßen-Test

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.
Der Elfer soll in die Waschstraße.
Eine Porschefreundin riet mir wegen der breiten Räder zu Mr. Wash.
Mr Wash ist die Waschstraße meiner Kindheit.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit fasziniertem Schaudern das psychedelische Schäumen rund um mich herum im Variant von Mama erlebte.
Heute bin ich dann, sicherheitshalber erst einmal mit der C-Klasse, bei Mr. Wash gewesen.
10 Euro für eine einfache Wäsche mit Felgenreinigung.

Am psychedelischen Wascherlebnis hat sich in den lezten 40 Jahre nicht viel verändert.
Auch an meinem leicht ängstlichen Erleben nicht.
Die Felgen sind prima sauber geworden.
Große Teile des Mercedes auch.

Aber rechts und links vom Nummernschild und am hinteren Stern ist er dreckig geblieben.
Und die C-Klasse ist weiß Gott nicht exotisch geformt, an dieser Stelle.
Schwache Leistung!
WA

Also Anruf beim PZ Düsseldorf.
Zwei Minuten lang Dudelmusik durchsetzt mit Porschewerbung und Motorsound, dann meldet sich eine Dame.
Ich: „Ich hätte gerne eine Waschstraßenempfehlung für meinen Elfer.“
Die Dame: „Dann bringen sie ihr Fahrzeug doch zu uns!“
Ich: „Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich einen Termin ausgemacht.“
Die Dame: „Ja prima, dann machen wir das doch!“
Ich: „Nein, ich möchte nur eine Waschtraßenempfehlung.“
Die Dame: „Einen Moment bitte.“
Wieder Dudeln, Werbung, Sound.
Die Dame hat Rücksprache gehalten: „Dann fahren sie doch zu Mr. Wash.“

Nee.
Ich glaub nicht…

Huch!

Der Elfer und ich sind auf Dienstreise.
Er sieht aus wie Sau.
Blütenstaub, Insekten, ein Bild des Jammers.
Und zeitlich absolut keine Chance, ihm in nächster Zeit eine Handwäsche zu verpassen.

Zu meiner eigenen Überraschung habe ich mich dabei ertappt, dass ich mit dem Gedanken an einen Waschstraßenbesuch liebäugelte.
Geht das überhaupt, mit den breiten Reifen?
Und der Lack??

Vorerst bleibt er dreckig.
Die wahre Gefahr lauert morgen.
Ich habe abends noch einen beruflichen Termin bei einem Kunden in einer echt fiesen Gegend.

Als ich die Autowahl für die Dienstreise traf, hatte ich nur gedacht, „Super endlich eine Chance den Porsche zu nehmen!“.
Die Freude darüber muss mein Hirn vernebelt haben, an diesen Termin hatte ich nicht mehr gedacht.

AAAAAAANGST!
Porsche-Paranoia de luxe.
Drückt dem schwarzen Prinzen und mir die Daumen!!!

Porschebadetag

Der Rasen müsste gemäht werden, die Hecke geschnitten, die Wäsche gewaschen…
Aber der Porsche ist so dreckig, der Rest muss warten.

Dr. Boxster lässt sich überreden, gemeinsam zur Waschanlage zu fahren.
Ich packe das babyweiche Waschdings, seine Brüder, die Eimerkollektion, die Reiniger und los geht es.

Eifelwork 014

Der 11er kommt zuerst dran.
Ich mache mich an den oberen Teil, der Dr. übernimmt die Felgen.
Seifend arbeite ich mich um das Auto herum und erreiche die Front. Alles voller blutiger, zermatschter Insekten.
Wi-der-lich!!!
Mutig versuche ich sie wegzukriegen, aber mir wird schlecht. Absolut ekelhaft.

Ich jammere, der Doktor, von berufswegen unerschütterlich, übernimmt. Mir ist noch immer schlecht. Sein Therapievorschlag: eine Weile Pause machen und weiteratmen.
Ich weigere mich, noch einmal mein Waschdings mit der blutverschmierten Front meines Porsches in Kontakt zu bringen.
Also, er das Massengrab, ich die Felgen.

Eine junge Dame fragt, ob sie die Waschbox haben kann, wenn wir fertig sind.
Ich verneine, mit dem Hinweis, dass wir noch ein zweites Auto waschen wollen.
Sie ist ganz überrascht, ich erkläre: „Zwei Personen, zwei Autos“, während Dr. Standesdünkel korrigiert „Zwei Porsches“.

Zum Glück waren wir früh dran, die Waschstraßenkunden bilden inzwischen eine lange Schlange vor der Einfahrt und vertreiben sich die Zeit damit, die Porschebadeaktion zu beobachten.

Der Boxster ist viel schneller fertig und seine Felgen sind viel pflegeleichter. Sauber fahren wir wieder vom Hof.

Nachdem ich mich wegen der Insekten beinahe in die Waschbox übergeben habe, kann noch viel weniger verstehen, warum Leute ihr Fahrzeug freiwillig von Hand waschen.

Ich bin zu vielen Opfern bereit, für mein heiliges Blech, aber da stoße ich doch gehörig an meine Grenzen…

 

 

 

 

Brainwashed

Der mittlere von 3 Terminen fällt heute aus.

Zeit, die es sinnvoll zu füllen gilt.

Ich entscheide mich für Fahrzeugpflege.
Der Kombi ist noch dreckiger als der Porsche, und normalerweise wäre ich jetzt zur Waschstraße gefahren.

Aber ich bin einer Gehirnwäsche im Porschforum unterzogen worden.
Der edle Porschelack gehört per Hand gereinigt!
Es gibt dafür sogar Anleitungen. Wenn das so eine Wissenschaft ist, will ich keine grauenvollen Anfängerfehler am 11er machen und beschließe am Kombi zu üben.

Die Anleitung, die mir ein Freund hat zukommen lassen, ist voller Banalitäten, die jedem selbstputzenden Hausbesitzer nur ein müdes Lächeln abringen können. Man putze von oben nach unten… ach, echt?

Auf dem Weg zum Waschboxbetreiber überlege ich, wann ich wohl zum letzen Mal ein Fahzeug mit der Hand gereinig habe.
War es das Fahrrad, als Kind…?
Nein, das Motorrad, das ich als Studentin fuhr, fällt mir ein.

Auch schon 17 Jahre her…

Während ich den Kombi in die Waschbox setze, fährt der Zwilling von meinem Porsche an mir vorbei. Ein schwarzer Carrera 4S.

Und biegt in die Waschstraße ein!!!

Jetzt komme ich mir völlig bescheuert vor.
Dennnoch fange ich an, das Auto erst vorzureinigen, fülle dann einen Eimer mit Wasser und Autoshampoo (Marke 0815, ich soll verdammt sein, wenn ich anfange bei den teuren Brüdern aus dem Nachbarland einzukaufen).
Es schäumt wie irre.
Gut so, Kapillarwirkung!

Mit dem Mikrofaserwuschel wird von oben nach unten geschäumt.

Ich stoße mir den Kopf am Seitenspiegel, pople das Wuschelding in meine Felgen und frage mich, ob es weise ist, wertvolle Lebenszeit auf diese Weise zu verbringen.

Aber ich bin brainwashed und mache weiter. Klarspülen und abtrocknen (hierfür habe ich ein superweiches Riesentuch aus meinem Mikrofaserfundus mit, es ist altrosa).
Ok, fertig.

Innenraum noch leicht staubig, nix ist poliert oder gewachst, die tiefer liegenden Schrauben an den Felgen sind nicht völlig sauber und auch meine Reifen glänzen nicht wie Speckschwarten.

Dafür sind Flusen vom Abtrocknen auf dem Auto.

Ich fahre zurück, auch meine Arbeitsstätte hat noch etwas Aufmerksamkeit nötig.

Ich stelle das Auto ab, und zehn Minuten später fängt es an zu regnen. Das dürfte die Flusen erledigen. Das frischgewaschene Aussehen allerdings auch.

Warum in aller Welt wollen wir Dinge, die so leicht dreckig werden wie Autos, besonders Felgen, makellos sauber haben?

Haben wir sonst keine Probleme? Warum lesen wir in der Zeit nicht ein gutes Buch, pflanzen einen Baum und entschädigen die Welt so für unsere PS-Sünden oder tun eine gute Tat?

Hin und her gerissen zwischen Autofetischismus und gesundem Menschenverstand beschließe ich, das Thema vorerst zu verdrängen.

Bald ist der heilige Porsche dran, Fortsetzung folgt…

Porsche Sports Cup2013 319
Echte Rennwagen werden nicht lackschonend gepflegt…

Wann haben Sie zum letzten Mal Ihren Schatz eingecremt?

Für die meisten Porschebesitzer stellt Ihr Fahrzeug einen hohen Wert dar.

Das Porschedesign ist zeitlos gelungen und jede lackierte Oberfläche ist zweifellos schöner, wenn sie glänzt.

Leider wird ein Porsche bei der Benutzung schmutzig und bald stellt sich die Frage, wie man ihn wieder zum Glänzen bringt.

Als Neuling in der Szene lese ich interessiert die Diskussionen im Forum zum Thema „Wagenpflege“.

Schnell wird mir klar, Waschstraße ist nicht!

Darauf folgt die Einsicht, dass die Pflege von Hand, offenbar mit sündhaft teuren Pflegemitteln zu erfolgen hat.
Eindrucksvolle Summen von mehreren Hundert Euro kommen für ein Starterkit (nicht etwa für das Rundum-sorglos-Paket!!) rasch zusammen.

Beherzt schiebt der nicht ganz skrupellose Porscheneuling die Frage nach der Dekadenz, die sich ihm beim Lesen aufdrängt, bei Seite.
Ein Porsche an sich ist ein Luxusprodukt, warum die Idee nicht konsequent weiter denken und für alle den Porsche betreffenden Fragen das Portemonnaie weit aufmachen?

Innerlich dennoch nicht mehr völlig unerschüttert lese ich  weiter. Ein Pflegemittelhersteller rät dazu, das Pflegeprodukt mit der Hand aufzutragen. Das Fahrzeug quasi einzucremen.

Perplex halte ich inne.

Das machen die wirklich?

Ja, in  Deutschland gibt es reihenweise Männer (und vermutlich auch Frauen), die Ihre Fahrzeugpflege von Hand einreiben.

Da fängt es in der Psychologin doch gehörig an zu brodeln.
Neben der Frage: Ist das wirklich die optimale Art, das Produkt aufzutragen oder einfach Marketing-bullshit?,  möchte ich doch sehr gerne wissen, ob diese Menschen auch ihren Schatz aus Fleisch und Blut regelmäßig nach dem Bad eincremen.

Oder behandeln sie ihr Auto hingebungsvoller als ihre Lebenspartner?

Handelt es sich beim Autosalben vielleicht um eine Ersatzhandlung?
Sind diese Porschecremer alles Singles, die nichts lieber täten, als einen warmen, menschlichen Körper zu streicheln?
In Ermangelung eines solchen dann in die Garage gehen und das Auto liebkosen?

Fragen über Fragen.

Noch ist mein eigener Porsche zu neu, als dass ich mir selbst die Frage nach dem Starterkit stellen müsste. Aber bald wird es so weit sein.

Porschegöttin, gib mir die Gelassenheit, die Nicht-Luxuspflege zu verwenden.
Den Mut, sie mit dem Lappen aufzutragen,
und die Weisheit, Marketing von Notwendigkeit zu unterscheiden.
Amen!