Purer Sex.

Mein erster OGP in Begleitung eines Kindes.
Ich bin fix und fertig.
Er fand alles toll.
Wir stehen vor einem Auto und das Kind sagt: „Puuuurer Sex!“

Da musste ich doch sehr lachen.
Auf der Mercedes-Tribüne haben wir uns das Tourenwagen-Revival angesehen.
Das Kind schüttelt sich und verkündet: „Gänsehaut am ganzen Körper!“ als die Wagen an uns vorüber donnern.

Dann verkündet er, „Das Laute hat was Beruhigendes!“
Aus dem Jungen wird mal was.
Er ist hingerissen von den Fahrzeugen, dem Fahrerlager, dem Sound.
Es ist wunderbar, zu erleben, wie begeisterungsfähig ein junger Mensch beim ersten Motorsport-Ereignis ist.

Bei den Porsches treffen wir Ute und Markus.
Schön, die beiden wieder zu sehen!
Ute hat wie immer den totalen Durchblick und bringt uns ins Porschezelt, wo der Junge und ich mit einigen schönen Werbemitteln ausgestattet werden.

Inzwischen wandern wir seit vier Stunden über das Gelände und ich finde, dass es Zeit ist, für eine Pause.
Das Kind verkündet, es  hätte Knieschmerzen nebst akuter Totalerschöpfung und müsse zurück nach Hause.

Ich bin verblüfft.
Sollte man in dem Alter nicht eigentlich ausdauernder sein?
Auf dem Weg zum Auto zeigt er dann doch Ausdauer.
Souveniers sollen mit.

Sehr SEHR lange betrachten wir Kappen.
Unzählige Kappen.
Dann T-shirts.
Dann sehr sehr lange Modellautos.

Alle so teuer, doch lieber eine Kappe?
So geht es gefühlte sieben Tage.
Dann sind vier Modellautos eingekauft und das begeisterte Kind und ich schleppen uns  durch den Wald zurück zum Auto.

Ohne Kind ist alles einfacher.
Aber auch nicht so anrührend.
Beim Erwachsenwerden verschleißt das Begeisterungsvermögen.
Wenn ich wieder zurück bin kommen die Fotos.

Jetzt will das gerade noch sterbend erschöpfte Jüngelchen bespaßt werden.

Desperado

Oder eher Desperada?
könnte ich Spanisch, wüsste ich, ob weibliche Desperados „Desperadas“ sind.
Kann ich aber nicht.
Könnte mir da mal jemand weiterhelfen?

Ich verzweifele am Winter und höre Eagles.
Warum ist Mittwoch, warum regnet es seit gefühlten 9 Monaten?
Ich will Sommer.
Eifelstraßen.
Porschefahren.

Endlich wieder Motorsport am Ring…
Wie soll man im Februar nicht verzweifeln?
Irgendwie ist alles so weit weg.

Niki Lauda und die frisch operierten Möpse

Nein, hier geht es nicht um Silikon!
Wir haben die zwei operierten Mopsdamen und verbringen die nächsten Tage damit, sie gesund zu pflegen.
Dazu gehört, dass man sie davon abhält, so wild herum zu springen, dass die Nähte wieder aufgehen.

Also sind der Mops-Sitter und wir im Dauereinsatz.
Was machen drei Motorsport-Interessierte, wenn sie Krankenwache halten?
Auf dem Rückweg vom Tierarzt hatten wir einen Fisker parken sehen.
Zur Unterhaltung der Zweibeiner wurde das Laptop an den Fernseher angeschlossen und wir haben uns über diese Marke informiert, während um uns herum überall die Möpse schliefen.

Danach haben wir endlich „Rush“ geguckt.
Unser junger Mops-Sitter konnte gar nicht glauben, dass der Dr. zu allen Ereignissen wie ein Automobilgeschichte-Lexikon Informationen zur Verfügung stellen konnte.

Ich war die einzige im Raum, die schon gelebt hat, als Niki Lauda damals den schlimmen Unfall hatte.
Ich habe sogar Erinnerungen daran, dass ich als Kind von dem verlorenen Ohr sehr beeindruckt war.

Es ist ein Glück, wenn man mit Gleichgesinnten ans (Mops-)Bett gefesselt ist! 🙂

Ex und hopp

Ich verstehe die Männer nicht.
Gut, dass ist an sich jetzt nichts Neues.
Viele Frauen verstehe ich auch nicht, aber hier soll es um Männer gehen.
Es sind nämlich ausschließlich Männer von denen ich den folgenden Satz lese.

„Der Porsche ist verkauft.“
Auf meine bestürzte Reaktion kommt die Begründung:
„Ich habe einen guten Preis dafür bekommen.“
Teilweise gefolgt von „Der nächste ist schon bestellt.“

Jungs, Ihr kommt mir vor wie Boris Becker.
Der ersetzt auch eine gut pigmentierte Dame mit der nächsten.
Oder Schröder, bei dem waren die Damen blond.
ES WAR EUER ERSTER PORSCHE!!

Den gibt man doch nicht mit leichter Hand weg.
Oder habt Ihr heimlich geweint und gebt das nur nicht zu?

Der Dr. und ich, beide noch im Vollbesitz unserer Ursprungsporsches, planen hingegen einen ausgeprochen romantischen Ausflug.
Der Hundesitter ist gebucht, wir fahren zum 24h-Rennen.
Und zwar zusammen!

Das ging, seit wir Moses im letzten Jahr bekamen, nicht mehr.
Man kann ja nicht mit einem Welpen zu einer Motorsportveranstaltung.
Nun werden wir, wie damals vor zwei Jahren, als wir nur Porschkumpels waren, gemeinsam auf der Tribüne sitzen.

Glühende Bremsscheiben wir kommen!

Robertinos Ring

Das übersteigt meine Vorstellungskraft.
Wie kann so etwas passieren? Da kauft jemand nach unendlich langem Heckmeck zwei Drittel des Nürburgrings und hat die Knete nicht?!

Was ist in diesen Mann gefahren?
Ein schwerer Fall von Realitätsverlust gepaart mit Wunschdenken?
Kaufsucht?
Geltungssucht?
Harte Kindeheit?

Ist Robertino Wilds Verhalten ein Beleg für Balzacs These, dass hinter jedem großen Vermögen ein Verbrechen steht?

Wird die Bonität solcher Leute überhaupt nicht überpüft?
Warum hat niemand bemerkt, dass er seine Sicherheiten bereits beliehen hatte?
Wieso wird bei viel kleineren Summen viel härter geprüft?
Ehrenwerte Kaufleute scheinen auszusterben.

Schlimm, dass fast immer Unbeteiligte mitgerissen werden, wenn einzelne Geschäftsmänner moralisch die Bodenhaftung verlieren.
Für den Nürburgring, die Region in der Eifel und den Motorsport bleibt zu hoffen, dass die Zeiten der durchgeknallten Zampanos bald endlich ein Ende haben.

 

Noch fünf mal schlafen

Damals im Herbst erschien uns die Winterpause endlos.
Und auch in den Monaten danach haben wir zig mal gerechnet, wie viele Tage es noch sind.
Am Samstag geht es endlich wieder zum Ring, der Dr. und ich schnuppern Benzinluft bei den Probe-und Einstellfahrten der VLN.

Letztes Jahr lag  noch Schnee, so dass die Termine immer weiter nach hinten wandern mussten, aber das milde Frühjahr wird viele Motorsportfans erfreuen.
Vor die Wochenendfreuden hat der liebe Gott leider noch eine Dienstreise gesetzt, ich muntere mich mit einem Besuch bei Ute auf und hole meine Felge für mein Beistelltisch-Projekt ab.

Wenn ich an die ersten Rennen denke, fühle ich mich wie damals als Kind, wenn ich Geburtstag hatte…

Nase voll vom Motorsport

Wir waren gerade erst am Brünnchen angekommen und der Dr. hatte mir einen Kaffee gekauft.
So standen wir gut gelaunt, beide mit Kamera im Rucksack und wollten uns das Rennen ansehen.

Dann passierte der schlimme Unfall.

Ein schwarzes Auto kam den Berg herunter, drehte sich, rotierte um die eigene Achse, flog schrecklich weit auf dem Dach die Strecke entlang und blieb mit Rädern nach oben auf seinem völlig eingedrückten Dach schräg an der Leitplanke liegen.
Entsetzt liefen die Zuschauer im Brünnchen Richtung Zaun.

Man sieht ja immer wieder einmal Unfälle, so einen schlimmen hatte ich bisher noch nicht gesehen.
Einer der Streckenposten rannte sofort ans Telefon, der andere fing an, die gelbe Fahne zu schwenken.

Alle sahen Richtung Auto, vom Fahrer nichts zu sehen.
Er schien das Fahrzeug nicht verlassen zu können.
Neben uns fragte ein Mädchen, das mit seinen Eltern zur Strecke gekommen war, ob der Fahrer noch leben würde und die Mutter konnte nur antworten: „Ich hoffe es.“

Niemand lief zum Wagen.
Er lag die ganze Zeit auf dem Dach und der verunglückte Fahrer war noch drin.
Ich konnte überhaupt nicht fassen, dass niemand dem Fahrer zur Hilfe kam.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ist der Dr. zum Streckenposten gelaufen und hat seine Hilfe angeboten.

Man hat ihn nicht an die Strecke gelassen, Hinweis: der Rettungsdienst sei unterwegs.
Endlose Minuten später kam er dann endlich, der Rettungsdienst.
Wie durch ein Wunder war dem Fahrer offensichtlich nichts Ernstes geschehen.

Was ich nicht verstehe ist, dass niemand direkt zum Fahrer gelaufen ist.
Gut, die Streckenposten hatten beide mit der Sicherung der Situation zu tun,
aber für mich ist das ein absolutes Horrorszenario.

Auch nach der erleichternden Bergung war mir noch lange übel vor Schreck.
Obwohl es schöne Manöver gab, und eine Menge toller Motive, hatte ich keine Lust mehr, die Kamera heraus zu holen.
Wenn einem Verunglückten niemand zur Hilfe eilt, damit ein Rennen nicht unterbrochen werden muss, und erst der Notarzt aus einigen Kilometern Entfernung abgewartet wird, dann vergeht mir die Lust am Motorsport.

Auch wenn ein Fahrer nicht schwer verletzt ist, nach so einem Crash braucht er Beistand.
Und zwar sofort.
Die Situation war wie aus einem Albtraum.
Ich wollte nur noch weg, keine Freude mehr am Zusehen, nur ungläubiges Nichtfassenkönnen.
Ich habe die Nase voll vom Motorsport.

Pistensau

Mein Freund Andreas hat gestern mitbekommen, dass ich traurig bin.
Und er leistet perfekten Rennsport-Seelentrost.
Er schickt mir auf mein Mobiltelefon Porschebilder von seinem Tischkalender zur Aufmunterung.
Hilft tatsächlich…

Und eine Mark Twain Zitat:
Love like you have never been hurt,
work like it´s not for the money,
Dance like no one is watching.

Mark Twain ist super, Andreas auch.

Hiermit entlockt er mir das erste Lachen des Tages:
„Le Mans, Woodstock für PS“ und ein Bild von einem Prototypen

Als ich ihm heute Morgen schreibe, dass ich gleich Richtung DTM aufbreche und mich etwas gefangen habe, kommt ein Bild vom Schweinchenporsche mit der Aufschrift „Pistensau“.
So trösten kann nur jemand, der sich im Motorsport seit vielen Jahren auskennt, wie Andreas.
Danke, Porsche-Freund!

Porsche-weekend

Oh, heilige Zivilisation!
Ich bin aus der Eifel zurück.
Das dort ohnehin immer miese Netz war dieses Wochenende schlechter denn je. Keine Chance per Mobiltelefon eine stabile Verbindung zu bekommen.
Wer auch immer eine solche Minderleistung zu verantworten hat, bei den Netzbetreibern, möge sich in Grund und Boden schämen.

Genug gemeckert, das Wochenende war toll.
Nach meinem Targa-Ausflug war ich am  Samstag  mit meinem Porschefreund zur VLN verabredet.
Das Wetter war super.
VLN mit Andreas 141
Wir hatten ein schattiges Plätzchen am Brünnchen.
Relativ kurz nach Rennbeginn gab es am Brünnchenausgang die erste dopplete gelbe Flagge. Empört ärgerten sich die Streckenposten über Fahrer, die ihre Geschwindigkeit nicht anpassten und drohten, in die vor ihnen Bremsenden zu rauschen.
VLN mit Andreas 004
Mein Porschefreund hat viel mehr Ahnung vom Motorsport als ich und hat eine Menge interessanter Geschichten zu erzählen gehabt.

VLN mit Andreas 122
Wir standen, fotografierten, freuten uns an schönen Manövern, an tollen Autos und am Sound.
VLN mit Andreas 091
VLN mit Andreas 008
Dann sind wir bis zum Pflanzgarten geschlendert und haben die Autos springen sehen.
Irgendwann trieb uns der Hunger von der Rennstrecke, und wir beschlossen, uns in einem netten Cafè auszuruhen.
Als Ortskundige fuhr ich vorne weg, seinen wunderschönen gelben Carrera immer fest im Rückspiegel, während wir durch die sonnendurchflutete Eifel cruisten.

Später parkt er seinen Porsche vor meinem Haus, wo der Dr. inzwischen seinen Boxster auch bereits gesparkt hat. Ein kleines Porschetreffen, das allein beim Augenschein unsere Fahrerherzen höhrer hüpfen lässt.

Am nächsten Tag hat der Fotogott in gelb einige seiner Boxengassenfotos vom Vortag bearbeitet.
Der Dr. und ich sitzen unterm Apfelbaum im Garten und freuen uns an den wunderbaren Rennstudien.
Während meine Fotokünste sich leider auf dem
„Ist das Kunst, oder kann das weg?“-Niveau befinden,
hat allein die Kamera meines Porschefreundes dem fotobegeisterten Dr. respektvolle Bewunderung abgenötigt.

Weil seine Freundin heute mit dabei ist, bremsen wir uns, was die Benzingespräche angeht.
Sie hat weiß Gott eine Engelsgeduld mit uns, wenn wir immer wieder von Autos anfangen, aber wir müssen uns beherrschen, damit wir nicht völlig monothematisch werden.

Während wir kuchenenssend im Garten sitzen, schicken Ute und Markus, und mein Porschebruder mir Grüße aufs Telefon.
Wie schön, wenn die Porschisten aneinander denken!

Am Sonntagabend, als ich auf der Heimreise die A1 Richtung Norden fahre, sehe ich VLN-Fahrzeuge auf Hängern ihren Heimatgaragen entgegen reisen.
Es war ein wunderbares Wochenende, allen direkt und indirekt Beteiligten einen herzlichen Dank! 🙂

Uwe und Gottfried

In der Nacht waren die Temperaturen auf 3 Grad gefallen, beim Rennen gestern hatte der Sprecher schon gesagt, dass warme Kleidung für den Samstag angeraten sein würde.

Fröstelnd und noch etwas müde steige ich in den Porsche, um pünktlich um 9.10 Uhr zu dem Rennen am Ring zu sein, bei dem ich die ersten Bilder machen will.

Auf der Wiese an der ich vorbeifahre  frühstücken zwei Rehe.

Im Tal angekommen fährt vor mir eine dieser mobilen Bäckereien, die hier auf dem Land die Versorgung mit Backwaren sicher stellen. Sie werden von sehr patenten Eiflerinnen gelenkt. Ich muss daran denken, wie eine mir mal erzählt hatte, dass sie ein Auto, das sich festgefahren hatte, mit ihrer Bäckerei auf Rädern wieder aus dem Morast gezogen hat.

Bald biegt das Brotmobil ab. Auf CD läuft „The last laugh“. Lieblich, versöhnnlich, wunderbare weiche Bläsersätze, ein Hauch Country. Der Porsche schwingt souverän durch die Kurven.

Schwer mit mir und der Welt zufrieden fällt mein Blick auf das Kreuz von Uwe, der hier im Ahrtal gestorben ist. Vermutlich wie viele namenlose weitere Verkehrsopfer. Ein Stück weiter dann ein Kreuz mit dem Namen Gottfried an einer Stelle, die für Motorradfahrer besonders tückisch ist. Sinnlose Tode, viel zu früh.

Weil ich so zeitig dran bin, gibt es keine Schlange am Parkplatz.Bald darauf stehe ich im eisigen Wind auf der Tribüne und fotografiere die Einführungsrunde. Er krallt sich unglaublich kalt und scharf in meine Hände. Hier in der Hocheifel weht es irgendwie immer. Ich kann die Kamera kaum halten, die Nase läuft und die Augen tränen.

Leiden für den Motorsport.

Während an durchschnittsdeutschen Frühstückstischen gerade das erste Brötchen mit Zeitung im Anschlag verzehrt wird, stehe ich hier in der Kälte. Ich Wahnsinnige.

Die Sonne macht die Lage erst zwei Stunden später etwas erträglicher. Mit dem Verkauf von Windbreakern in den ringeigenen Shops müsste eigentlich die ganze Misere hier oben zu bezahlen sein…

Das Licht ist wunderbar und ich habe eine optimale Stelle gefunden, die Sportprototypen fahren mir direkt vors Objektiv. Eigentlich ist dieser Bereich gar nicht geöffnet, aber egal! Da sehe ich die Warnanzeige, mein Akku ist fast alle.

F***k!!!! Das Ladegerät liegt natürlich in Neuss, noch eingemottet von der langen Winterpause.

Als die Fahrer in der letzten Runde winkend an mir vorbeifahren winke ich mit etwas unglücklichem Gesicht zurück. Die Kamera wandert in den Rucksack, der Akku ist ausgewrungen bis zum letzten Rest.

Was mich etwa versöhnt,  ist der Blick zum Himmel. Hier oben sind die Wolken so viel näher als zuhause am Rhein. Perfekte Schäfchen am blauen Himmel, zum greifen nah.

Da ich alle Serien gesehen habe und mir noch immer unglaublich kalt ist, lenke ich meine Schritte zurück zum wunderbarsten Auto auf dem Parkplatz. Die schwarze Schönheit empfängt mich mit ledrig riechender Wärme.

Zurück geht die Fahrt, wieder vorbei an den zwei Kreuzen.

Ruhet in Frieden Jungs!

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