Der R197-Mann

Ich lese ja gerne Partnerschafts-Anzeigen.
Besonders romantisch finde ich die Rubrik „Wiedersehen?!“
Dort kann man Menschen suchen, die man sich nicht getraut hat, nach ihrer Nummer zu fragen.

Mich wollte noch nie jemand wiedersehen.
Seufz.
Ich hatte aber auch noch nie eine Anzeigen-Liebe.
Heute habe ich aber einem Herren geantwortet.

Sein Anzeigentext lautet:
Superschicker Roadster (R197) sucht für seinen Fahrer (lockerer Typ, Anf.50,184) adäquate Beifahrerin mit flottem Fahrgestell für ebensolche Ausfahrten u. b. Gefallen mehr. Erwachsene Frauen ohne großflächige Tattoos u. Angst vor Geschwindigkeit melden sich bitte gern m. Bild.

Ich habe ihm geschrieben, dass ich diesen Text für gefährlich halte.
1. Das Auto (ich würde es ja geschlossen vorziehen, wegen der schönen Türen…) ist geiler als jeder Mann! Da melden sich doch nur Frauen, die scharf auf die Karre sind.
2. Oder auf seine Kohle, weil sie gegoogelt haben, was das für ein Fahrzeug ist.
3. Bin ich der Meinung, dass in so edles Blech überhaupt keine Tätowierungen gehören.

Man stelle sich vor, Frau müsse in diesem Fahrzeug dazu verdammt sein, auf dem Beifahrer-Sitz zu sitzen!
Die ganze Zeit selber fahren zu wollen, das wäre doch Masochismus!
Und wenn man fahren dürfte, und es wäre so geil wie erträumt, und man könnte sich aber selber dieses Auto nicht leisten und könnte es gleichzeitig nie vergessen.
Eine Tragödie.

Ich habe ihm geschrieben, er soll einfach Spaß mit seinem Traumwagen haben.
Das muss doch glücklich machen.
Und Glück macht attraktiv.

Ich wüsste gerne, wie viele Fotos er von Frauenbeinen kriegt, die Ihre Fahrwerkstauglichkeit unter Beweis stellen, kichichi!

Glückskinder

Seit drei Wochen oder so habe ich Kopfschmerzen.
Ich schlucke morgens immer ein Schmerzmittel und fahre dann zur Arbeit.
Zum Trost nehme ich den Porsche.

Den Morgenhimmel über dem Carrera hätte ein Barockmaler nicht schöner an eine Kirchendecke malen können.
Mit Wohlgefallen fällt mein Blick durch die schräge Fronstscheibe.
Schönheit ist immer gut für die Nerven.

Zur Begrüßung fragt eine Kundin: „Ist das Ihr Porsche auf dem Parkplatz?“
Ich grinse: „Ja.“
Sie auch: “ Hab ich mir gedacht.“
Das Gespräch kommt auf Autos.
Zwei Kunden erzählen, dass sie zum Geburtstag mal ein Traumauto geliehen haben.

Sie schwärmen davon, wie toll die Fahrt war.
Ich fühle tiefe Demut.
Ich darf ihn immer fahren, den Traumwagen.
Er gehört mir.

Ich habe das immer, was andere einmal im Leben haben.
Neben all der anstrengenden Scheiße, die man im Leben so am Hals hat, sind wir Porscheeigner doch immer auch eins:
Kinder des Glücks.

Der Tag, an dem ich meinen ersten Porsche abgeholt habe

Gestern vor einem Jahr war es endlich so weit.
Über zwanzig Tage lagen zwischen der Unterzeichnung des Kaufvertrags und dem Abholtag.
Seine Kofferraumhaube wurde wegen Steinschlag-Macken (eine Pest beim Porsche!!) neu lackiert, zwischenzeitlich hatten wir Schneeglätte und ich war einige Tage in London.

Die Zeit erschien mir un-end-lich lang!
Ich vertrieb sie mir im PFF, wo „Frau“ plus „Carrera“ offenbar die Phantasien der Porschefahrergemeinde ordentlich zum Brodeln brachte.
Dann endlich, endlich kam der Tag der Abholung.

Mein Freund Marius war so nett, den Fahrdienst zum PZ zu übernehmen.
Ich hatte die Nacht superschlecht geschlafen.
Im PZ gab es an dem Tag Frühstück für die Kunden und ich bekam meinen wunderschönen, glänzend aufbereiteten Traumwagen.

Meine erste Fahrt ging gleich von Dortmund an den Nürburgring.
So richtig konnte ich sie nicht genießen, die Nerven lagen einfach zu blank.
Am Brünnchen war ich mit dem Dr. (damals noch ein Bekannter) zur VLN verabredet.
Natürlich hatte ich mich zur Porscheabholung schick gemacht.

So stakste ich in knallpinkem Mantel und unpassendem Schuhwerk durch den Eifelwald.
Ein Gutes hatte mein Aufzug, der Dr. hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten, mich in der Menge der vernünftig gekleideten Männer auszumachen…

Als ich dann durch meinen kleinen Ort fuhr, dauerte es nicht länger, als man braucht, um die Haupstraße den Berg zu meinem Haus hoch zu fahren, da hatten den Carrera und mich schon zehn Einwohner (und damit mehr als 1% der Gesamtbevölkerung) neugierig angestarrt.
Es ist der einzige Porsche im Ort.

Die ersten großartigen Fahrten kamen später, als ich mich etwas an ihn und seinen Schub gewöhnt hatte, aber sein Reiz hält an, er ist eine absolute Sexbombe und hat die schönsten Kurven der Welt.
Hach!

Glückliche Golf Zeit

Heute Abend habe ich mich mit meinem Freund Sascha nach der Arbeit verabredet.
Wir kennen uns seit den 90ern, da haben wir in derselben Disko gearbeitet.
Neben meinem Grundschulfreund Erik ist er mein langjährigster Freund.

Sascha fährt keinen Porsche, Sascha fährt Golf und ist seit drei Jahren verheiratet.
Und Momentan läuft alles gut bei ihm.
Das war bei mir ähnlich, als ich in dieser Phase war.
Golffahrend glücklich in junger Beziehung.

Aber die Zeiten ändern sich.
Und mit ihnen oft Partner und Autos.
Auch ich habe mich offenbar verändert.
Sascha sagt, er erkenne mich gar nicht wieder, ich sei immer so eine straighte Frau gewesen. Früher.

Früher?
Na super, jetzt hab ich den Traumwagen in der Garage, aber die Power sitzt nur noch bei der Karre unter der Haube.
Hinterm Steuer eine Anne, die mal straight war.
Raum für Verbesserung würde ich sagen…

Der kleine Porsche

Gerade telefonierte ich mit einer Kundin, mit der ich vor vier Jahren das letzte Mal gearbeitet hatte.
Wir sprachen darüber, wie es uns in der Zwischenzeit ergangen ist und sie fragte:
„Haben Sie noch immer den kleinen Porsche neben dem Buddha stehen?“

Den hatte ich ganz vergessen.
Damals hatte ich gerade meine neuen Geschäftsräume bezogen und ein Porschemodell parkte nenben einer Buddha-Statue auf einem Regal.
Offenbar war ich damals der Überzeugung gewesen, diese ungewöhnliche Deko-Kombination könnte mich meinem Traumwagen näher bringen.

Hat ja offenbar auch irgendwie geklappt…
Ich bin immer wieder erstaunt, was sich meine Kunden alles merken.
Sie hatte den kleinen Porsche all die Jahre nicht vergessen und hat sich sehr gefreut, dass ich jetzt einen großen habe.

Ich erlebe immer wieder witzige Dinge mit meine Kunden.
Letzten Samstag bin ich unbemerkt von einer Kundin beim Bettenkauf samt Probeliegen mit dem Dr. beobachtet worden.
Das hat sie wohl tüchtig amüsiert, mich mal in einer ganz anderen Rolle zu erleben, peinlich, peinlich.
Aber das ist wieder eine andere Geschichte…