Wherever there´s a will there´s a Motorway

Samstagabend.
Ich liege auf dem Bett und höre Housemartins.
Wie damals in den 80ern.
Mein Musikgeschmack ist, wie meine Porscheliebe, verblüffend zeitstabil.

Sollte man einen Samstagabend nicht actionreicher verbringen?
Und in Gesellschaft?
Überbordender Spaß im Kreise guter Freunde?
Oder wenigstens knutschend, beim Musikhören…

Ach, könnte auch viel schlimmer sein.
Familienfeier, oder Fernsehen mit gelangweiltem Ehepartner.
Fangen alle schlimmen Dinge, die man samstagabends machen könnte, mit F an?
Äh…, nein! Zurück zum Thema.

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister stürzt gerade die Landeshauptstadt mit der Einführung von Umweltspuren in den Verkehrskollaps.
Damit will er Dieselfahrverbote verhindern.
Die Düsseldorfer Bestatter denken zeitgleich ernsthaft darüber nach, ob man mit Leiche im Fond und zwei Bestattern vorne drin, auch auf die Umweltspur darf, oder zählt nur der lebende dritte Mann…?

Autofahren wird uncooler.
Wenn Verbrennungsmotoren verboten werden, wenn Tempo 130 kommt, steht dann in meiner Garage ein Haufen wertloses Blech in schöner Form?
Kein schöner Gedanke.

Hoffen wir, dass die Martins recht haben,
wherever there is greed there is speed!

 

 

 

Böses Mädchen

Freitagabend.
Drei Tage Dienstreise liegen hinter mir.
Ich hatte geplant, den Koffer auszupacken, die Wäsche zu machen und mich auszuruhen.

Irgendwie sticht mich der Hafer und natürlich erklärt sich einer der Jungs bereit, die Klassenarbeiten an einem der nächsten Tage zuende zu korrigieren und sich stattdessen auf ein paar Drinks zu treffen.

Ruhe und Haushalt sind vergessen, ich setze den Porsche aus der Garage.
Die Sonne scheint und die Musik im Radio ist gut.
Ich bin bester Stimmung und fahre nur gelinde ungeduldig mein Öl warm, den Feierabend genießend.

Im Tunnel kommt von rechts ein weiterer Carrera S, dem nur das 4 fehlt.
Sekundenbruchteile und wir haben uns beide gesehen.
Er fängt sofort an, zu spielen.
Schießt hinter mich, zieht neben mich, wieder hinter mich. Viel zu nah.

Noch kann ich kein Gas geben, das Öl hätte die Temperatur, aber der dichte Verkehr aus der Stadt raus erlaubt keine Beschleunigung.
Hinter mir zappelt er weiter. Ein Mann, mit einem Jungen auf dem Beifahrersitz.

Jetzt ist auch noch ein Cayenne vor mir. Kurze Zeit fahren wir Kolonne, dann zieht der Cayenne nach rechts und lässt mich passieren.
Der Carrera immer noch schwänzelnd an meinem Heck.

Die Bahn ist fei und ich trete das Gas bis zum Anschlag durch, mein Porsche fliegt davon. Von den beiden ist nichts mehr zu sehen.
Doch, ganz hinten zieht der Vater rüber, Richtung A3.

Als mein Blick auf den Tacho fällt, erschrecke ich. Mit über 200 fahre ich auf der Autobahn, an einer Stelle, an der 120 erlaubt wären.

Wie konnte mir das denn passieren?
Ich brauche meinen Führerschein!
Beruflich auch!!

Ich nehme das Tempo deutlich zurück, erreiche meine Ausfahrt und verlasse die Autobahn.
Von der Gegenseite blinkt eine Lichthupe.
Mir gelingt es gerade noch, das Tempo vor dem mobilen Blitzer auf die geforderten 80 abzusenken.

Hätte der Blitzer nur wenige Kilometer weiter vorne gestanden, ich wäre erledigt gewesen.
Was war da im Tunnel nur geschehen?
Kaum war der andere da, war mir völlig klar, dass er hinter mir bleiben soll.

Sonst bin ich gar nicht so. Ich bin eine recht abgeklärte Fahrerin. Rennen sind mir eher fremd.
Eigentlich…

Offenbar war ich kurze Zeit nicht Herrin meiner Sinne. Der andere hat aber auch sofort angefangen. Das ging in dem Moment los, in dem wir uns im Tunnel entdeckt hatten.
Ein Blick, und das Spiel war in vollem Gange.

Was war das bloß?
Das darf sich auf keinen Fall wiederholen.
Ein böses Mädchen, ganz klar vom Teufel besessen…