Sonntagabend kurz vor sieben.
Ich bin unruhig.
Ich will Porschefahren.
Den Tag über war ich in Holland, da würde nur ein Angeber den Porsche zu nehmen.
Bei den rigiden Geschwindigkeitsbeschränkungen wäre das völlig albern.
Aber jetzt.
Das Wetter ist gut, und es macht keinen Sinn, sich mit häuslichen Pflichten zu belasten.
Der Porsche ruft und ich will los.
Der Freund, der mir bei den Fliegenfenstern hilft, mahnt zur Geduld.
„Das Leben ist so sinnlos, wenn man an einem solchen Abend nicht fährt.“ nörgelt eine Stimme in mir.
Die Vernunft kontert: „Was ist mit Baum pflanzen, Sohn zeugen, etc.? Nicht so oberflächlich!“
Meinen ersten Baum hab ich schon als Teenie gepflanzt, ihm folgten eine ganze Menge weiterer und einen Sohn will ich nicht.
„Ich will Porschefahren. Ich muss auch noch den Knopf ausprobieren!!“
Ein unverzichtbares Forschungsprojekt, das keinen Aufschub duldet.
„Knopf?“ kommt es leicht gedankenabwesend von dem mit den Fenstern beschäftigten Herrn zurück.
„Ja, den Assiknopf, komm.“
Den fleißigen, tugendhaften Freund scheuche ich rüber in die Garage, wir müssen der Wissenschaft dienen, koste es, was es wolle!
So fahren wir und horchen und fahren und horchen.
Eine nette Runde durch die Nachbardörfer und schließlich ein Zwischenstopp am Rhein.
Als wir zurück zum Porsche kommen, sieht er wunderschön aus, wie er vor dem alten Obstgarten steht.
Völlig ergriffen bleibe ich stehen, und zwinge den Freund, mir sein Mobiltelefon für ein Foto zu leihen.
Die Abendsonne scheint diffus durch die Bäume, die Rose blüht und das Leben macht sehr viel Sinn.