Dichter und Denker dringend gesucht

An einem trüben Donnerstagmorgen sind die Hunde und ich gerade auf dem Rückweg nach Hause, als der Fiat 500 einer Nachbarin vor dem Bäcker hält.
Sie ist jetzt nicht tatsächlich die 150 Meter mit dem Auto zum Bäcker gefahren?
Doch. Ist sie.

Oft begegnet uns auch der Nachbar im BMW.
Er fährt zu einer Verwandten, die in der Parallelstraße wohnt.
Zu Fuß gibt es eine Abkürzung durch eine Gasse, direkt neben seinem Haus.
Zeitersparnis des PKW-Einsatzes: null.

Wann immer es geht, meide ich morgens die Zeit zwischen 7.30 und 8.00 Uhr.
Die Abgaswolke, die von den Elterntaxis rund um die Grundschule verursacht wird, erspare ich den Lungen meiner Tiere und mir.
Einige Eltern kenne ich vom Sehen, sie wohnen ca. 300 Meter von der Grundschule ihrer Kinder entfernt.
Kinder und Abgase? Denkt keiner drüber nach.

Stattdessen denkt Vati in der schweren Limousine an seinen coolen neuen Jeep, Range Rover, etc.
Der steht schön sauber vor dem Haus.
Wenn Papa sich wild fühlen will, nimmt er den für die Fahrt zur Arbeit.
Das Gelände wird dieses Fahrzeug nie sehen, außer vielleicht, das Autohaus lädt zu irgendeiner „Experience“ ein.

Auch mein ökologischer Fußabdruck ist durch zwei hochmotorisierte Fahrzeuge und zu viel Wohnfläche zu tief.
Fehlende Fernreisen und vegane Ernärung reißen das nicht ausreichend raus.
Dennoch benutze ich meine Füße regelmäßig, und auch mein Fahrrad.

Ich bin ziemlich sicher, Füße und Fahrräder sind auch bei besagten Nachbarn vorhanden, aber das Volk der Dichter und Denker verkommt immer mehr zu einem Volk der maßlosen, hirnfreien Lenker.