Josef stand geistesabwesend in der Scheune.
Er war mit seiner jungen, hochschwangeren Frau Maria auf der Jahresabschluss-Ausfahrt seines Porscheclubs gewesen.
Maria hatte mit dem dicken Bauch kaum noch auf dem Beifahrersitz gepasst.
Josefs ganzer Stolz war sein Carrera RS.
Das Fahrzeug war in absolutem Topzustand.
Seine Porschefreunde beneideten ihn alle um das besondere Stück.
Plötzlich hatten bei Maria die Wehen eingesetzt, und Josef hatte an der Scheune angehalten.
Missmutig fiel sein Blick auf das Kind in der Krippe.
Er knuffte eines der Schafe in der Scheune zur Seite, es war dem Porsche zu nahe gekommen.
Marias Gesichtsausdruck war ganz erfüllt von der Liebe zu dem Neugeborenen vor ihr, wahrscheinlich die Hormone.
Zu seinem Schrecken hörte er sie sagen, dass nun ja wohl ein familientauglicheres Fahrzeug fällig sei.
Wie war er nur in diesen Schlamassel hineigeraten?
Kurz nach seinem 52. Geburtstag hatte Josef sich von seiner ersten Frau getrennt und sich seinen Porsche gekauft.
Dann hatte er die junge Maria kennengelernt, und nach nur wenigen Wochen war sie auch schon schwanger.
Zum Glück war das Kind wenigstens ein Junge!
Maria streichelte ihm über das kleine Köpfchen und flüsterte: „Ich werde dich Jesus nennen.“
Jesus? Nur über meine Leiche! dachte Josef.
Mein Sohn bekommt einen anständigen Namen, Ferdinand Alexander!
Von der Niederkunft war Maria erschöpft und legte sich ins Stroh, wo sie sofort in einen tiefen Schlaf fiel.
Sie erwachte erst vom satten Geräusch des Porschemotors, als Josef mit Vollgas aus der Scheune zurücksetzte.
Die Krippe neben ihr war leer.
Durch den aufgewirbelten Staub konnte Maria gerade noch erkennen, wie Josef, mit dem rasenden Jesuskind auf dem Beifahrersitz, ins Abendrot brauste.
(Der Begriff „Das rasende Jesuskind“ entstand in meiner Kindheit.
Da hatten meine Mutter und ich schon die Weihnachtspyramide auf den Fotos.
Irgendwie eine Fehlkonstruktion.
Sie drehte sich so schnell, dass wir immer scherzten, dem Jesuskind müsse schlecht werden.
Heute steht die Pyramide beim Dr. und mir auf dem Frühstückstisch.
Und Stefans Ü-Ei-RS stand auch da.
Und dann nahm die Weihnachtsgeschichte ihren Lauf…)
Das hat der Josef genau richtig gemacht………..ist ja auch ne Art der Bescherung. 🙂
Ja, und wenn Ferdinand-Jesus den Führerschein hat, darf er auch mal den Porsche fahren 🙂
…und eines Tages wird bei Jesus Ferdinand Alexander eine Weihnachstpyramide mit Porsches auf dem Tisch stehen. Und dazu wird er seinen Kindern erzählen: „es gab einmal einen Carrera RS-Fahrer Namens Josef“…
Genau!
Und weil die Kinder die Geschichte von Josef und dem RS so mögen, schreibt er sie auf und landet damit einen internationalen Bestseller… 🙂